Die legendärsten Clubs der 80er

Acht Diskotheken, die für Musik, Tanz und Subkultur in den 80s eine herausragende Rolle spielten. Hamburg, Düsseldorf, Berlin und Frankfurt waren dabei.

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Groove is in the Heart: von Disko bis House. Hier gibt es das Dance-Radio für 80er-Fans.


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Welche Diskos haben den 80er kulturell geprägt?

Die 80er waren die Dekade der Diskos. Die 70er hatten gezeigt, dass hämmernde Beats Lebensfreude brachten. Nun wurden überall Diskotheken eröffnet. Viele dieser Tanzpaläste wurden berühmt für ihre Partys. Hier acht der legendärsten Clubs der 80er.

Studio 54
IMAGO / MediaPunch
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Studio 54
Die legendärsten Clubs der 80er: Trinity Hamburg
Die legendärsten Clubs der 80er: Trinity Hamburg

Deutschlands härteste Tür der 80er: Trinity in Hamburg

Einer der weltweit unzähligen Clubs, die den Mythos Studio 54 (unten) importieren wollten. Und das Trinity ging dabei weiter - und war erfolgreicher - als die Masse. Das Trinity im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel wurde 1978 eröffnet. Bis 1986 war es Anlaufstelle für hochkarätige Stars. Die Lichtanlage war einzigartig und wurde zur besten Lightshow der Welt gekürt, auch gab es, das war damals neu, einen eigenen Licht-Jockey.

Depeche Mode spielten hier live (und pinkelten angeblich auf den Teppich), Prince feierte drei Tage am Stück, Madonnas Champagnerdurst konnte nicht gestillt werden und Grace Jones soll nackt auf einem Pferd hereingeritten sein. An der Türe schickte Michael Ammer einen Großteil der Einlasssuchenden weg. Wer an ihm vorbeikam, musste im Trinity stattliche 20 Mark zahlen, damals eine Frechheit. Zumal die Getränke auch nicht billig waren (und dennoch waren immer mindestens 50 Barkräfte anwesend). Trinity: Ein Laden, der sich eigentlich zu krass anhört, um jemals existiert zu haben. 

Die legendärsten Clubs der 80er: The Blitz in London
Die legendärsten Clubs der 80er: The Blitz in London

Ursprung der New Romantics: The Blitz in London

Wenige Clubs haben die Musik der 80er, insbesondere den New Wave, mehr geprägt als The Blitz. Es ist schwer vorstellbar, dass sich die "Blitz Kids" rund um Steve Strange und Rusty Egan ausgerechnet in einem Kellerloch am Covent Garden trafen. Dafür muss man aber verstehen, dass der dortige Markt Ende der 70er vollkommen verrottet war. Steve Strange wurde dort bekannt für seine radikale Türpolitik, Boy George für seine Abzocke an der Garderobe und Rusty Egan für seinen irren Soundtrack.

The Blitz existierte nur von 1979 bis 1981. Aber hier entstand die New Romantics-Bewegung und eine unfassbare Zahl von Bands: Steve Strange gründete Visage, Boy George den Culture Club, Marilyn begann seine Karriere als Sänger, Midge Ure erfand Ultravox neu und Spandau Ballet gaben hier mit "To Cut A Long Story Short" ihr Debut. Mick Jagger wurde übrigens von Steve Strange abgewiesen und kam nicht rein, das Outfit war ihm nicht cool genug. Aber das Idol der New Romantics, David Bowie, konnte im Club die Darsteller für sein "Ashes To Ashes"-Video casten.  

Die legendärsten Clubs der 80er: Ratinger Hof in Düsseldorf
Die legendärsten Clubs der 80er: Ratinger Hof in Düsseldorf

Kunst statt Schickimicki: Ratinger Hof in Düsseldorf

Düsseldorf war vor der Wende einer der wichtigsten Orte der westdeutschen Subkultur. Kraftwerk eroberten mit ihrem Sound von hier die Welt. Fehlfarben, Die Krupps, Deutsch Amerikanische Freundschaft kamen aus Düsseldorf und Male, Neu!, Rheingold und Der Plan bereiteten hier die Neue Deutsche Welle vor.

Szenetreffpunkt zwischen Punk, Post Punk und NDW war dabei der Ratinger Hof. Zuvor lungerten hier noch Hippies am Tresen, aber Imi Knoebel sorgte ab Ende der 70er mit Neonlicht für Galerie-Atmosphäre; die "altdeutsche Gemütlichkeit" verschwand. Nun kamen die Punks, düstere Szene-Gestalten und Künstler. Bald spielten Die Toten Hosen ihr erstes Konzert und der Teenager Andreas Dorau fand im Ratinger Hof Anschluss an die Musikszene. Als auch Bravo und Stern über den Ratinger Hof schrieben war bald die Luft raus. Nachzulesen in Jürgen Teipels Buch. Er hat dem Ratinger Hof mit seinem "Verschwende Deine Jugend" ein Denkmal gesetzt. 

Die legendärsten Clubs der 80er: Dorian Gray in Frankfurt am Main
Die legendärsten Clubs der 80er: Dorian Gray in Frankfurt am Main

Die Techno-Kinderstube der 80er: Dorian Gray in Frankfurt am Main

Der Trick war bemerkenswert einfach: am internationalen Flughafen in Frankfurt am Main waren die üblichen Öffnungszeiten der Gastronomie null und nichtig, eine Sperrstunde gab es dort nicht. Und was würde zum Jet Set-Zeitalter besser passen als eine Flughafendiskothek? Gerd Schüler und Michael Presinger wollten bei der Eröffnung 1978 dem Vorbild Studio 54 nacheifern. Die Realität entwickelte sich ab Mitte der 80er aber vollkommen anders.

Nachdem die Mainstream-Besucher abgezogen waren, sammelten ich im Dorian Gray, mit Schließung aller anderen Bars und Discos (ab 3:00 Uhr) die "Kreaturen der Nacht". Sven Väth, Torsten Fenslau, Talla 2XLC, DJ Taucher und Pascal FEOS legten im Dorian Gray regelmäßig auf und griffen in die Plattenkiste mit EBM und Techno, lange bevor der Trend nach Berlin schwappte. Als zum Beispiel Nitzer Ebb im Dorian Gray spielten, wurden auf mirakulöse Weise die Türen zum Parkdeck geöffnet, und das Dorian Gray wurde zum industriellen Endzeit-Club. 

Heute schon für den 80s80s Countdown abgestimmt?

Die legendärsten Clubs der 80er: Camden Palace in London
Die legendärsten Clubs der 80er: Camden Palace in London

Geburtsort eines Szeneviertels: Camden Palace in London

Das Camden Palace war die Weiterführung des The Blitz unter kommerziellen Voraussetzungen. Margaret Thatcher hatte England - und insbesondere London - bereits verändert. Die Innenstadt wurde gentrifiziert, und die Szene musste in den Stadtteil Camden ausweichen. 1982 eröffnete der neue Camden Palace im ehemaligen Camden Theatre. Nun konnten die New Romantics und New Wave-Fans endlich stilecht feiern, denn das 1900 eröffnete Gebäude wirkte tatsächlich vollkommen dekadent.

Brokat, Stuck und dichte Teppiche prägten das Bild. Hier traten die Stars der Dekade auf: The Boomtown Rats, The Clash, and The Jam, Madonna und Prince. Aber wichtiger für den Ruf des Camden Palace waren seine verwinkelten Gänge und Logen. In jeder Ecke des riesigen Gebäudes fanden intime Partys statt, dort traf sich die Londoner Szene. Die riesige Theaterbühne (als Tanzfläche) war tatsächlich eher der Treffpunkt der Touristen, die es geschafft hatten, am Türsteher vorbeizukommen.  

Die legendärsten Clubs der 80er: Haçienda in Manchester
Die legendärsten Clubs der 80er: Haçienda in Manchester

Von New Order bis Acid: Haçienda in Manchester

1982 wurde das Haçienda von den Musikern der Band New Order gegründet, die selbst aus Manchester stammen. Die Bandmitglieder finanzierten den Club gemeinsam mit ihrem Manager Rob Gretton und Tony Wilson, der auch Inhaber des Plattenlabels Factory Records war. Die Disco war der ideale Test-Dancefloor für die Produktionen des Labels.

Peter Hook, Ex-Bassist von New Order hält bis heute die Rechte an der Marke Haçienda. Er meint: "Wir haben uns einen Erwachsenen-Spielplatz geschaffen… auch wenn ich mich an vieles kaum noch erinnern kann." Ein wenig selbstironisch berichtet er über diese wilde Zeit in seinem Buch "The Haçienda – How Not To Run A Club". Als 1987 der Acid-House aus Chicago auf die britische Insel herüberschwappte, war hier der Ort, der diesem House-Untergenre die passende Marketingmaschinerie verpasste. Es wurde Acid aufgelegt bis das ganze Land und ganz Europa auf der Acidwelle ritt. 

Die legendärsten Clubs der 80er: Metropol in Berlin
Die legendärsten Clubs der 80er: Metropol in Berlin

Treffpunkt der selbstbewussten Gay-Szene: Metropol in Berlin

An der neu entstandenen Hochbahnlinie wurde 1905 das "Neue Schauspielhaus" in Berlin Schöneberg eröffnet. Obwohl das Gebäude einen Aufbruch in die Moderne symbolisieren sollte, dominierten doch verspielte Jungendstil-Elemente die Fassade. Der Krieg und die folgende Teilung der Stadt beutelten das Theaterhaus. In den 80ern wurde das zwischenzeitlich zum Pornokino verkommen Gebäude zur Diskothek - zum einzigen Großraumclub im eingemauerten Westberlin. Ganz zeitgeistig wurde eine gigantische Lasershow entwickelt.

Das Metropol wurde, wohl auch wegen seiner baulichen Reize, zu einem Hotspot für die Gayszene. Der Club war die musikalische Heimat von Westbam. Er feierte mit seinem High Energy-Sound regelmäßig große Partys. Im (in ersten Etage gelegenen) Loft Club spielten Depeche Mode das erste Berlin-Konzert zur Debüt-LP. Auch The Human League, OMD, Front 242, U2, The Sisters of Mercy, Killing Joke und Nena spielten zum Beginn ihrer Karrieren im Metropol und Loft.  

Die legendärsten Clubs der 80er: Studio 54, New York
Die legendärsten Clubs der 80er: Studio 54, New York

Die Mutter aller modernen Diskotheken: Studio 54, New York

Dass ausgerecht die Disko, die seit Jahrzehnten als Referenz für fast alle Clubs herhalten muss, von einer Disko in Deutschland inspiriert war, ist eher Insiderwissen. Aber das Münchener Blow Up (1967 bis 1972) hatte es vorgemacht: irre Happenings mit möglichst schillernden Gestalten. Dank der genialen Promoterin Joanne Horowitz konnte das Studio 54 Promis wie Frank Sinatra, Liza Minnelli, Andy Warhol, Diana Ross, Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Elizabeth Taylor und John Travolta zu den Stammgästen zählen.

Der Eröffnung des Studio 54 kam zu einer idealen Zeit: Der Vietnamkrieg war beendet, die sexuelle Revolution kannte noch kein Aids ("You couldn't catch anything you couldn't cure with a shot") und Ronald Reagans "War on drugs" hatte noch nicht losgelegt - denn der begann erst 1984 mit dem "Comprehensive Crime Control Act". Somit wurden Drogen herzlich offen in der Disko verbreitet. Zeitzeugen beschreiben den Konsum dort als völlig akzeptiert und toleriert.

Das Studio 54 konnte in dieser, legendären Form nur wenige Wochenenden in den 80ern feiern: Die Disko schloss am 4. Februar 1980. Aber diese wenigen Tage genügten dem Studio 54 - eine ästhetischer Führerschaft in den 80er einzunehmen. Alle Wiederbelebungsversuche, ob an der 54. Straße oder woanders, kamen nie an die ursprüngliche Magie heran.

Ehrlichweise muss man aber auch sagen, dass die Geschichte des Studio 54 gezeichnet ist von infamer Steuerhinterziehung. Zudem sind sicherlich nicht alle Beschreibungen des legendären Studio 54 wahrheitsgemäß: hätten alle Zeitzeugen, die damals dabei gewesen sein wollen, und die Zeit in bunten Farbe schildern, wirklich dort gefeiert – Das Studio 54 hätte nicht in ein altes CBS-Studio gepasst, sondern eher eine Fußballarena benötigt.  

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