Die Toten Hosen 1988 beim Konzert in Ost-Berlin
SWR • Holm Friedrich
Die Toten Hosen 1988 beim Konzert in Ost-Berlin

Doku: Die Toten Hosen in der DDR

Wie die Punker aus Düsseldorf in der DDR auftraten – ohne dass die Stasi es mitbekam.

ZaZa mit Zauberstab

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Aus der Doku "Auswärtsspiel - Die Toten Hosen in Ost-Berlin"
SWR • Gabowicz
Aus der Doku "Auswärtsspiel - Die Toten Hosen in Ost-Berlin"

Ein Konzert, das offiziell nie stattgefunden hat

Auftritte von "West-Bands" in der DDR waren ja ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite freuten sich die Fans im Osten, die den Bands ja nicht nachreisen konnten, wenn es Musiker über den eiserenen Vorhang schafften, auf der anderen Seite waren die staatlichen Auflagen erdrückend. Tickets gingen zu großen Anteilen an die offiziellen Jugendorganisationen und den Künstlern wurde ins Programm geredet. Ein Auftritt in der DDR: das war für Bands aus dem Westen ein kompliziertes Unterfangen (wenn überhaupt eins Aussicht darauf bestand). Neben den ganz bekannten Konzerten von Depeche Mode und Udo Lindenberg, gibt es auch weniger bekannte Auftritte. Einer dieser kleinen Auftritte war das Konzert der Band Die Toten Hosen in Ostberlin. Der Grund dafür, dass dieses Konzert weniger legendär ist, ist einfach: offiziell hat es nicht stattgefunden.

Mark Reeder

Verbindungsmann aus Manchester

Die Toten Hosen sind seinerzeit einfach in den Osten der Stadt gefahren und haben dort gespielt. Keine Genehmigung, keine Bewerbung, einfach Underground. Dass so eine Guerilla-Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte, mussten die Ost-Punks einem Verbindungsmann aus Manchester danken. Der 80s80s Podcast-Moderator Mark Reeder war nämlich in den 80ern in Berlin Manager der Band Malaria. So lernten Die Toten Hosen den umtriebigen Mark Reeder kennen. Der Brite war häufiger Gast in Ostberlin. Er hatte dort sogar einen zarten Kontakt zur Punk-Szene aufgebaut. Nun war die Punk-Szene im Osten gleichermaßen offiziell nicht existent. Mark Reeder ging bei allen Kontakten Risiken ein. So auch Die Toten Hosen, die seinem Ruf folgten, und tatsächlich in der DDR spielten. Von den Geheimdiensten der DDR wurde das glatt übersehen.

Mark Reeder
Saki Hinatsu
Mark Reeder
Mark Reeder
Saki Hinatsu
Mark Reeder
Premiere "Auswärtsspiel: Die Toten Hosen in Ost-Berlin".  v.l. Michael "Breiti" Breitkopf (Gitarrist), Andreas "Kuddel" von Holst (Gitarrist), Bernd Michael Lade (Schauspieler und Schlagzeuger von "Planlos"), Prof. Kai Gniffke (Intendant), Thomas Schuhbauer (Produzent), Martin Groß (Regisseur), Mutherem Aras (Landtagspräsidentin), Andreas "Campino" Frege (Sänger), Stephen George "Vom" Ritchie (Schlagzeuger), Andreas "Andi" Meurer (Bassist).
SWR • Patricia Neligan
Premiere "Auswärtsspiel: Die Toten Hosen in Ost-Berlin". v.l. Michael "Breiti" Breitkopf (Gitarrist), Andreas "Kuddel" von Holst (Gitarrist), Bernd Michael Lade (Schauspieler und Schlagzeuger von "Planlos"), Prof. Kai Gniffke (Intendant), Thomas Schuhbauer (Produzent), Martin Groß (Regisseur), Mutherem Aras (Landtagspräsidentin), Andreas "Campino" Frege (Sänger), Stephen George "Vom" Ritchie (Schlagzeuger), Andreas "Andi" Meurer (Bassist).

Doku: "Auswärtsspiel - Die Toten Hosen in Ost-Berlin"

Nun gibt es eine dreiteilige Dokumentation über dieses unmögliche Konzert einer Punk-Band in der DDR: "Auswärtsspiel - Die Toten Hosen in Ost-Berlin". Darin kommen Die Toten Hosen, Mark Reeder und die Punks des Ostens zu Wort. Aber, und das macht die Doku nochmal sehenswerter: Dem Macher der Serie, Martin Groß, ist es gelungen einen Mitarbeiter der Stasi vor die Kamera zu bekommen. So begleitet man Die Toten Hosen auf ihre reiskante Reise in die DDR und bekommt zeitglich die andere Sichtweise. Beide Versionen, die Geschichte der Ost-Punks, die sich auf das Underground-Konzert freuen und des Geheimdienstmanns, der die Punk-Szene beobachtet, gipfeln im Auftritt der Punks. Das ist absolut spannend anzusehen, selbst für 80er-Fans die nicht so große Fans der Band aus Düsseldorf sind. Zudem beleuchtet die Doku die Situation der Punks in der DDR, einer kleinen Szene von Oppositionellen, deren Geschichte bisher noch nicht so laut erzählt wurde. Dabei - und da ist Campino Frege ganz ehrlich - lebten sie den Punk mehr als Die Toten Hosen.

Die Doku "Auswärtsspiel - Die Toten Hosen in Ost-Berlin" ist noch bis 22. Juni 2022 kostenfrei in der Mediathek zu sehen.

Doku: "Auswärtsspiel: Die Toten Hosen in Ost-Berlin"

Premiere "Auswärtsspiel - Die Toten Hosen" Campino im Interview
SWR • Sebastian Gabsch
Premiere "Auswärtsspiel - Die Toten Hosen" Campino im Interview

Würde Campino heute immer noch den Wehrdienst verweigern?

Aktuell würden viele Die Toten Hosen-Fans der 80er die Band sicherlich kritisch hinterfragen? Sänger Campino hat dem Magazin Stern nämlich grade ein längeres Interview gegeben. Darin stellt er für sich fest, dass er sich politisch über die Jahre nicht zu sehr verändert hat: "Ich fühle immer noch, dass meine politische Heimat links ist." Im Verlauf des Interviews stellt Campino dennoch Überzeugungen seiner Jungend in Frage: "Ich persönlich habe den Kriegsdienst 1983 verweigert. Das würde ich heute, unter diesen Umständen, wenn ich jetzt meine Einberufung bekäme, wahrscheinlich nicht mehr tun. Gerade lernen wir doch eindrücklich, warum eine Identität als Europäer so wichtig ist und warum wir eine Wertegemeinschaft sein müssen. Das hat dann leider auch etwas mit Aufrüstung zu tun." Für einen Punk sind das schon überraschende Standpunkte. Die Welt ist seit den 80ern aber auch komplizierter geworden.

Die Toten Hosen im TV

Peter Illmann über sein Zusammentreffen mit den Toten Hosen - bei Formel Eins in den 80ern.  

40 Jahre "Die Toten Hosen": Ihr Geheimkonzert in der DDR

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