Berliner Mauer als Statist

In den 80s war Berlin beliebtes Motiv für Musikvideos.

Depeche Mode mit Nothing's Impossible

D.M.

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Es läuft:
Depeche Mode mit Nothing's Impossible

Berliner Mauer als Statist

Depeche Mode vor der Berliner Mauer
POP ROCKY / Fotograf unbekannt
Depeche Mode vor der Berliner Mauer

Westberlin in den 80s, ein mystischer Ort hinter der Mauer vom Rest der Popwelt verborgen. Nur ein ganz besonderes Tonstudio in der Köthener Straße 38 unweit der trennenden Mauer schafft es auf die Landkarte der Musikindustrie: die Hansa-Tonstudios. Die Räumlichkeiten hatten vor 1945 als Tanzsaal der SS gedient und war von den Brüdern Thomas Meisel und Peter Meisel liebevoll in ein wohlklingendes Studio verwandelt worden. Der Blick auf den Todestreifen gab zusätzliche Würze, bald nannten die Künstler das Studio: "Studio by the Wall" oder "Big Hall by the Wall". David Bowie machte das Studio schon in den späten 70s berühmt, als er dort "Heroes" aufzeichnete. Es folgten Depeche Mode, Marillion, Falco, Nick Cave, U2 und viele andere Bands. Alan Wilder von Depeche Mode war zum Beispiel glühender Verehrer der Hansa-Tonstudios.

Da nun die Popgrößen reihenweise in die Mauerstadt gespült wurden, ist es kein Wunder, das die Bands die Stadt schätzen lernten, und zudem Zeit fanden hier ihre Musikvideos aufzuzeichnen. Hier die einige Klassiker:

Depeche Mode "Everything Counts" war die erste Single aus dem Album "Construction Time Again". Zu diesem Zeitpunkt hatte Depeche Mode noch keinen Superstar-Status und konnten entspannt in Berlin das Video drehen. Sie sind zum Beispiel am Strandbad Wannsee zu sehen. Weitere Infos zum Hit gibt es hier. Hier kann man das Video ansehen.

Marillion "Kayleigh" wurde direkt an der Berliner Mauer gedreht. Der Sänger Fish läuft in Kreuzberg beklemmend nah an der Mauer entlang. Diese Gegend liegt ganz in der Nähe der Hansa-Tonstudios. Dort zu wohnen war so unpopulär, dass viele der Häuser im Video unbewohnt sind, unten gibt es das Video zu sehen.

Elton John "Nikita" ist eine bittere Fälschung. Das Video wurde vor Kulissen gedreht, weil es natürlich undenkbar war, an der Grenze der DDR tatsächlich zu filmen. Elton John verliebt sich in eine Grenzsoldatin des Ostens, gespielt von Anya Major. Die Schauspielern versetze seinerzeit die Männerwelt ins Schwärmen, auch wenn ihr "strenger Blick" recht unglaubwürdig wirkt. Anya Major hatte zuvor im Ridley Scott-Werbefilm für Apple Computer mitgewirkt. Hier geht es zum Video.

Etwas merkwürdig ist die Situation bei "Hungry Heart" von Bruce Springsteen: der Song stammt unbestritten aus den 80s, veröffentlicht 1980. Das Video wurde auch in Berlin produziert, über weite Strecken in der Pappelallee im Bezirk Prenzlauer Berg im Café Eckstein. Aber das Video stammt vom Re-release im Jahr 1995, ist also ein Berlin-Musikvideo der 90s und die Mauer ist im Video natürlich nicht mehr zu sehen.

Die Sex Pistols erwähnten die Mauer ja auch im Text von "Holidays In The Sun". Insofern ist es nur passend, dass sich die Punks vor der Mauer filmen lassen. Hier geht es zum Video.

 

Marillion "Kayleigh"

Marillion "Kayleigh"
Marillion "Kayleigh"