Anne Clark
IMAGO / teutopress
Anne Clark
23.12.2025

Anne Clark: „Edge of Silence“-Tour

Anne Clark knüpft an ihre jüngste Bühnenphase an und blickt zugleich nach vorn. 2027 geht es weiter.

Dead Can Dance mit The Host of Seraphim

DARK WAVE

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Ein eigenes Radio für den düsteren Sound der 80s.


Es läuft:
Dead Can Dance mit The Host of Seraphim

Manchmal reicht ein einziger Satz, um klarzumachen, wo jemand gerade steht.

„I love every second“ sagte Anne Clark kürzlich im 80s80s-Interview – und meinte damit nicht Nostalgie, sondern Gegenwart. 80s80s Moderator George hatte Anne Clark am Handy erwischt:

„Also mir geht’s okay, das schönste ist natürlich, dass ich überhaupt noch da bin. Noch vor ein paar Jahren wusste ich nicht, ob ich überhaupt noch da sein werde, aber die Ärzte, ich und alle um mich herum haben einfach einen guten Job gemacht, und für den Moment ist es okay, und dass es erst mal das Wichtigste.“

ANNE CLARK - Heaven (1985)
ANNE CLARK - Heaven (1985)

Pionierin ohne Schublade

Seit den frühen 80ern entzieht sich Anne Clark jeder eindeutigen Kategorisierung. Mit „Sleeper In Metropolis“ und „Our Darkness“, gemeinsam mit David Harrow entwickelt, setzte Anne Clark Maßstäbe für elektronische Musik, ohne sich je als reine Electro-Künstlerin zu verstehen. Punk-Attitüde, literarischer Anspruch, minimale Synth-Strukturen und eine klare politische Haltung bildeten von Anfang an eine Mischung, die nicht angepasst, sondern eigenständig war. Anne Clark war nie Teil einer Szene, sondern immer ein Referenzpunkt für viele davon. Gerade heute, wo Spoken Word oft dekorativ eingesetzt wird, wirkt ihre Arbeit fast radikal reduziert. Anne Clark spricht, weil sie etwas zu sagen hat – nicht, um Atmosphäre zu erzeugen.

Mit dem Debütalbum „The Sitting Room“ legte Anne Clark 1982 den Grundstein für eine Karriere, die sich stetig weiterentwickelte. Veröffentlichungen wie „Changing Places“, „The Smallest Acts of Kindness“ oder „Homage – The Silence Inside“ zeigen, wie konsequent Anne Clark ihr eigenes Vokabular erweitert hat. Auch Vertonungen wie „Just After Sunset – The Poetry of Rainer Maria Rilke“ machten deutlich, dass Literatur für Anne Clark kein Zitat, sondern ein Arbeitsmaterial ist. Diese Haltung prägt auch die Gegenwart. Die „Edge of Silence“-Tour knüpft inhaltlich an diese Phase an.

Heute schon für den 80s80s Countdown abgestimmt?

Anne Clark (2023)
Luc Luyten
Anne Clark (2023)

Mit der Ankündigung ihrer „Edge of Silence“-Tour für 2027 meldet sich Anne Clark zurück

Für Fans bedeutet die Tour vor allem eins: Anne Clark live zu erleben, so wie sie jetzt ist. Nicht als Denkmal, sondern als aktive Stimme, die ihre Show einfach weiterentwickelt hat. Hätte man in den 80ern gedacht, dass es einst ein Vergnügen sein würde, ein Anne Clark-Konzert im Sitzen zu erleben? Es fühlt sich auf den ersten Metern ungewöhnlich an, keine Frage. Aber es funktioniert: die Musik von Anne Clark ist komplex genug, auch den ruhenden Körper anzusprechen. 

  • 14.01.2027 – Chemnitz, Stadthalle – Stadthallen-Saal
  • 15.01.2027 – Magdeburg, AMO Kulturhaus
  • 16.01.2027 – Weimar, Weimarhalle
  • 18.01.2027 – Berlin, Huxleys Neue Welt (1. Termin)
  • 19.01.2027 – Berlin, Huxleys Neue Welt (2. Termin)
  • 21.01.2027 – Hamburg, Markthalle
  • 25.01.2027 – Essen, Lichtburg
  • 27.01.2027 – Köln, Gloria

Neben Anne Clark stehen bei den aktuellen Live-Produktionen Musiker auf der Bühne, die ihren reduzierten, präzisen Ansatz konsequent mittragen. Jeff Aug erweitert den Sound von Anne Clark mit Gitarre und immer wieder auch mit subtil eingesetzten Keyboard-Elementen und sorgt damit für eine organische Verbindung zwischen Wort und Struktur. Murat Parlak bringt Piano und zusätzliche Gesangselemente ein und verschiebt die Stücke von Anne Clark klanglich oft in eine ruhigere, fast kammermusikalische Richtung. Für Tiefe jenseits klassischer Elektronik sorgt Jann Michael Engel, dessen Cello den Stücken von Anne Clark eine körperliche, fast greifbare Dimension gibt. Die elektronische Basis und das präzise Klangdesign liegen bei Steve Schroyder, der Programming und Synthesizer so einsetzt, dass sie den Text nie dominieren, sondern rahmen. Ergänzt wird das Line-up durch Justin Stefan Ciuche als Live-Geiger.

Wer also „Sleeper In Metropolis“ von Anne Clark live hören will, ohne David Harrow am Keyborad, dafür aber mit einer ganzen Band, sollte jetzt zuschlagen. Die Hallen sind jeweils nicht riesig - auch wenn es noch ein Jahr bis zur Tour dauert. 

Anne Clark - Homecoming
Anne Clark - Homecoming

Pop mit Kontrolle, Gefühl und erstaunlicher Klarheit

George Michael schrieb, arrangierte und produzierte das Album weitgehend selbst und spielte große Teile eigenständig ein. Diese Kontrolle ist hörbar. „Faith“ verbindet Soul, R&B und Rock nicht als Stilübung, sondern als persönliche Sprache.

Der Erfolg folgte schnell: vier Nummer 1-Singles in den USA, internationale Chartspitzen, Auszeichnungen. Doch entscheidend ist nicht die Statistik. Songs wie „Father Figure“ oder „One More Try“ funktionieren bis heute, weil sie nichts erklären müssen. Sie lassen Raum, bleiben nah, ohne sich aufzudrängen.

Die neue Vinylauflage setzt diesen Ansatz fort – auch in der Herstellung: biobasiertes Vinyl, nachhaltige Verpackung, Produktion in Deutschland. Keine große Geste. Eher die passende Form für ein Album, das nie laut sein musste, um Wirkung zu entfalten.

Anne Clark - Sleeper In Metropolis (Official Video)

Anne Clark - Sleeper In Metropolis
Anne Clark - Sleeper In Metropolis

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