Ein Italo Disco-Plattencover
Tremolada / Porta / Alpenway Media
Ein Italo Disco-Plattencover
02.08.2022

Den Glitzersound der 80er wiederentdecken

Eine sehenswerte Dokumentation ergründet Italo Disco, eine Musikwelt in der die Sonne immer scheint.

Max Him mit Lady Fantasy

ITALO DISCO

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Ihr liebt Italo Disco? Dann haben wir hier euer neues Lieblingsradio für euch: 80s80s ITALO DISCO. Jetzt hier einschalten!


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Max Him mit Lady Fantasy
Italo Disco Dokumentation
Alpenway Media
Italo Disco Dokumentation

Italo Disco war in den 80ern ein musikalisches Souvenir, das Touristen aus dem Strandurlaub in Italien nach Deutschland mitbrachten

Die Arte-Doku "Italo Disco - der Glitzersound der 80er" nimmt uns nochmal mit auf diese Reise. Allerdings wird die Reise in der Dokumentation ausgiebig geplant: Mehr als 20 Minuten der Laufzeit wird auf die Vorgeschichte von Italo Disco verschwendet. Entsprechend beginnt die Doku in den 70ern, als die Musik von Abba vom Norden Europas nach Süden zog, um dann dort als Italo Disco wieder die Rückreise über die Alpen anzutreten. Großspurig wird das Ergebnis dieser Befruchtung - Italo Disco - dabei als einziges italienisches Musikgenre überhaupt beschrieben. Und es folgt die freche Zuspitzung, dass es ohne diese Musik wohl keinen europäischen Sound der 80er gegeben hätte (als ob England mit seinem innovativen New Wave kein Teil von Europa sei). Aber so sind sie oft, die Italiener. Machen kommunikativ gerne einen Schritt weiter als nötig.

Unstrittig: in Italien wurden DJs zu Künstlern, während sie zuvor im Rest von Europa noch reine Dienstleister am Rande der Tanzfläche waren. Aber die Doku bemüht sich etwas zu sehr, den "Künstler" in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei gibt im Film sogar DJ Hell zu bedenken, dass Italo Disco, grade ab Mitte der 80er, recht primitive Stücke hervorgebracht hatte: mehr Fun als Kunst. Und so arbeitet sich "Italo Disco - der Glitzersound der 80er" einfach mehr an den späten 70ern ab. Denn auf dem Weg in den Norden traf der Sound der italienischen Discos ab 1977 auf den Sound of Munich von Giorgio Moroder und Donna Summer. Dieser vermeintliche Startschuss des Genres nimmt viel Raum ein.

Dem möglichen Kern des Genres Italo Disco widmet die Doku relativ wenig Raum: Elektronik trifft auf italienische Melodie und Romantik. Denn Stücke wie "I like Chopin" von Gazebo waren die New Romantik-Seite des Diskosounds. Diese Kombination macht Italo Disco einzigartig. Kitsch meets Computer.

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Der Regisseur Alessandro Melazzini im Italo Disco-Design
Flavio Rosati
Der Regisseur Alessandro Melazzini im Italo Disco-Design

Der Regisseur der Doku ist Alessandro Melazzini

Die britischen New Waver begannen 1980 Synthies einzusetzen, aber die Italiener machten sie zum einzigen Instrument ihrer Kompositionen, was ungleich radikaler war. Die zärtliche Seite ihrer Songs spielt dabei aber eine sehr große Rolle, mag hingegen für den Regisseur Alessandro Melazzini nicht kredibel genug gewesen sein.

Zur Ehrenrettung muss gesagt werden, dass Alessandro Melazzini dann doch noch Christa Mikulski vor die Kamera holt. Seit dem Tod des Firmengründers Bernhard Mikulski übernahm sie 1997 von ihm die Firma ZYX Music. Denn im kleinen Dörfchen Merenberg im Westerwald wurde der Italo Disco-Sound kommerziell erfolgreich aufgemöbelt. Die Doku sagt unzweideutig: Bernhard Mikulski hat den Begriff Italo Disco erfunden, dennoch bekommt er nur eine Nebenrolle im Film.

Es sind eher die anspruchsvollen Vertreter des Genres, die viel Raum bekommen: die Band Easy Going als Vorreiter - oder das Projekt Savage. Kommerzielle Vertreter wie Fancy oder Valerie Dore werden lieber gar nicht erst erwähnt. Den Harrow bekommt nur eine Rolle als Beispiel für die Tatsache, dass die Sänger nicht notwendigerweise auch auf der Bühne auftraten, denn der Künstler im Hintergrund war ja Tom Hooker. Einzig Sabrina Salerno bekommt als kommerzielle Italo Disco-Queen ein Interview. Mit den Hinweis versehen, dass danach die Qualität zum Teufel ging. Ein Trost bleibe den Vertreter des Italo Disco aber: House in den 90ern sei doch nur eine schlechte Kopie von Italo Disco. Überhaupt: Italo Disco-Musiker seien grandiose Futuristen, die sich gegen den Zeitgeist der Punks stellten, denn die hätten mit "No Future" vollkommen falsch gelegen.

Dabei kommt die Rolle der Fans viel zu kurz: Es waren die Touristen, die nach einen Sommer in Italien die Musik nach Deutschland mitbrachten. Aber da trägt die Arte-Doku einen französischen Stempel. Die nordeuropäischen Massen, die in den Discos in Rimini tanzten, und einen regefreien Sommer am Mittelmeer verbrachten, spielen keine große Rolle. Dabei war es doch tatsächlich so, dass die Sets der italienischen DJs als (kopierte Audio-Cassette) den Weg für den Italo Disco-Sound ebneten. In einer Zeit, als Italien im Hochsommer nicht für Waldbrände, sondern das gelebte musikalische Paradies stand. "Italo Disco - der Glitzersound der 80er" - das ist viel Nerd-Talk und ein bisschen wenig Herz. Fazit: die Romantik bleibt auf der Strecke.

Jetzt hier die Doku "Italo Disco. Der Glitzersound der 80er" anschauen.

Italo Disco. Der Glitzersound der 80er (Trailer)

Italo Disco. Der Glitzersound der 80er - Trailer
Italo Disco. Der Glitzersound der 80er - Trailer

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