Brothers in Arms: 8 überraschende Fakten zum Geburtstag
Von kuriosen Studio-Pannen bis zu beinahe vergessenen Entscheidungen: Zum 40. Jubiläum des legendären Dire Straits-Albums blicken wir hinter die Kulissen.
Von kuriosen Studio-Pannen bis zu beinahe vergessenen Entscheidungen: Zum 40. Jubiläum des legendären Dire Straits-Albums blicken wir hinter die Kulissen.
1977, irgendwo zwischen Pubs, Proberäumen und dem grauen Alltag im Süden Londons: Vier Musiker mit wenig Geld, aber viel Gespür für Melodien gründen eine Band, die völlig gegen den Zeitgeist klingt. Während Punk alles niederbrennt, setzt Mark Knopfler auf leise Virtuosität, geschliffene Texte und eine Gitarre, die Geschichten erzählt. Keine vier Jahre später feiern sie weltweite Erfolge – und schreiben 1985, vor 40 Jahren, mit "Brothers in Arms" endgültig Musikgeschichte.
Aber der Weg dahin war für die Dire Straits nicht gerade geradlinig. Zwar landeten sie 1978 mit "Sultans of Swing" einen Überraschungshit – nicht zuletzt in den USA, wo die Nummer bis auf Platz 4 der Billboard-Charts kletterte. In Deutschland hingegen blieb es lange still um die Band. Erst 1983 brachte "Twisting by the Pool" frischen Wind: ein lässiger, fast überdrehter Rock’n’Roll-Song, der mitten im New Wave-Zeitalter fast schon trotzig retro daherkam. Bandleader Mark Knopfler singt über ein Chalet an der "Costa del Magnifico", wo zum Eurobeat getanzt wird – eine Art Urlaubsparodie im 50s-Gewand. Der Song war ein Radiohit, aber er passte nicht zum coolen, ernsten Image der Band. Ein unbeabsichtigtes Augenzwinkern?
Rückblickend lässt sich das Werk der Dire Straits fast in zwei Phasen einteilen: vor und nach "Brothers in Arms". Denn dieses Album veränderte alles – Sound, Wahrnehmung, Karriere. Es war nicht nur ein kommerzieller Triumph, sondern auch eine musikalische Zäsur. Oder, wie Autor Frank Goosen in seinem Buch "Sweet Dreams" schreibt: "eine Platte, die in den 80ern in wirklich jedem Wohnzimmer stand."
Der prägende Gitarrensound in "Money for Nothing" entstand versehentlich – weil die Mikrofone falsch ausgerichtet waren. Der Effekt war jedoch so markant, dass Mark Knopfler ihn genauso beibehielt. Ergebnis: ein ikonischer Riff mit unfreiwilliger ZZ-Top-Anmutung.
Mark Knopfler und Sting waren beide früher Lehrer. "Money for Nothing" ist eine beißende Satire auf das Rockstar-Klischee – mit Textzeilen, die wortwörtlich von zwei Handwerkern stammen, die Mark Knopfler in einem Elektromarkt belauschte. Sting steuerte die Zeile "I want my MTV" bei.
Der Song wurde während des Falklandkriegs geschrieben. Erst am Ende wird klar: Die "Brothers in Arms" sind nicht nur die eigenen Soldaten – sondern auch die Feinde. Eine leise, aber eindringliche Botschaft gegen die Sinnlosigkeit des Kriegs.
"Brothers in Arms" war eines der allerersten Alben, das komplett digital produziert wurde – und explizit für die CD gedacht war. Sony und Philips legten es zeitweise sogar neuen CD-Playern bei – es war quasi das musikalische Aushängeschild des neuen Mediums.
Das Album wurde in einem Tonstudio auf der Insel Montserrat aufgenommen – umgeben von Meer, Palmen und Tropensonne. Der Ort gehörte George Martin (Beatles-Produzent) und war in den 80ern eine Art kreatives Exil für Superstars wie Elton John, Duran Duran oder Police.
1985 erschien der Titelsong "Brothers in Arms" auch als erste CD-Single überhaupt – mit Live-Tracks als Bonus. Das Format war damals so neu, dass diese Veröffentlichung selbst für Sammler heute ein echtes Highlight ist.
Der beschwingte Hit mit der ikonischen Synthie-Hook hätte es fast nicht aufs Album geschafft. Produzent Neil Dorfsman hielt ihn für zu leichtgewichtig. Die Dire Straits setzten sich durch – und der Song wurde zu einem der größten Erfolge der Dire Straits.
Für viele Fans ist die Serie Miami Vice das stilprägendste Stück 80er überhaupt – Pastellfarben, Ferrari Daytona, Ray-Ban und diese legendären Musikmomente. Einer der stärksten: In der Folge "Out Where the Buses Don’t Run" läuft der Song "Brothers in Arms" in voller Länge – und sorgt für pure Gänsehaut.
Die Szene: Sonny Crockett und Ricardo Tubbs finden endlich heraus, was mit einem lange verschwundenen Undercover-Cop passiert ist. Es ist dunkel, es regnet, die Kamera fährt langsam durch ein altes Apartment. Während sich die Tragödie entfaltet, setzt Mark Knopflers Gitarre ein – und hebt die ohnehin starke Szene in eine andere Dimension. "Brothers in Arms" war hier mehr als Hintergrundmusik – es war ein emotionaler Soundtrack für gebrochene Helden. Und für viele der Moment, in dem sich Musik und TV auf die beste Weise vereinten.
Der eigenwillige Mix der Dire Straits - aus handgemachtem Sound und digitaler Präzision, zwischen Rock, Blues, Country und melancholischem Pop ist einzigartig. Mark Knopflers einzigartiger Gitarrenton, geprägt durch seine fingergezupfte Technik, erzählt auf jedem Track mehr, als man mit Worten sagen könnte. Seine Melodien singen ohne Stimme, mal flüsternd, mal aufbrausend, getragen von einem Sounddesign, das nie protzt, aber immer glänzt. Produziert mit der - für die Zeit - revolutionären Digitaltechnik, klang das Dire Straits-Album klarer, sauberer, räumlicher als alles, was man bis dahin kannte – und nutzte das neue Medium CD konsequent aus: längere Versionen, neue Dynamik, mehr Raum für Atmosphäre. Aber: keine Spielereien, kein Überfluss – dafür Struktur, erzählerische Gitarrenarbeit in jedem Takt.
"Brothers in Arms" war ein Spagat: zwischen Handwerk und neuester Technik. Diese beiden Pole zu vereinen gelang den Dire Straits auf eine historisch einmalige Weise. Das Album war handwerklich brillant, emotional ehrlich und klanglich seiner Zeit weit voraus. Ein Monument für eine Dekade in der die Technik begann, Musik zu definieren – aber ohne sie zu beherrschen. So wird es nie mehr sein.