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Boris Blank von Yello wird 70

Es ist der Soundtüftler des Duos und steht nicht gerne im Rampenlicht. Sieben Fragen - und sieben Antworten zu Boris Blank.

Yello "Vicious Games"
Yello "Vicious Games"

Boris Blank, wie natürlich auch Yello, sind aktiv und frisch wie immer

Boris Blank wird 70. Der ewig junggebliebene Mann hinter dem Yello-Sänger Dieter Meier soll schon so alt sein? Kaum zu fassen. Zwar bleibt Boris Blank gerne im Hintergrund, kümmert sich um den Sound von Yello, und überlässt der Rampensau Dieter Meier die Bühne. Aber dennoch ist er wegen seiner verwegenen Tanzeinlagen und immer modernen Sounds kaum dem alten Eisen zuzuordnen. Boris Blank, wie natürlich auch Yello, sind aktiv und frisch wie immer. Kaum eine Band, die für die Entwicklung der elektronischen Musik als Referenz genannt werden, ist so noch präsent wie Yello. Wenn nun aber Dieter Meier immer die Interviews gibt, und die Geschichte von Yello erzählt - wer erzählt dann die Geschichte von Boris Blank? Wir haben auf sieben Fragen die Antworten.

 

Was hat Boris Blank vor Yello gemacht?

Dass Dieter Meier aus einem wohlhabenden Haus stammt, ist allgemein bekannt. Boris Blank hatte keinen vergleichbaren Rückhalt der Familie. Er war, vor den kommerziellen Erfolgen von Yello, gezwungen für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten. Das führte dazu, dass er in den frühen Yello-Jahren immer erst gegen Nachmittag im Studio auftauchte. Dort verfeinerte er die Songs die ganze Nacht, um am nächsten Tag wieder als Schreibmaschinenvertreter zu arbeiten. Aber er hatte in seinem Lieferfahrzeug ein Tape-Deck. Dort hörte er während der Lieferfahrten seine Aufnahmen der Nacht, um sie am folgenden Abend zu optimieren. Der Herbie Hancock-Fan Boris Blank ist für sein Arbeitsethos bekannt. Anders als der Lebemann Dieter Meier, ist Boris Blank immer im Studio anzutreffen. Die Motivation dafür entstand auch aus dem Wunsch, der profanen Arbeitswelt (unter andrem als Fernsehmechaniker) entrinnen zu können.

 

Der Unfall und die Folgen?

Sehen ist nicht die Stärke von Boris Blank. Schon vor dem Unfall, hatte er schlechte Augen. Aber dann, 1964, fand der junge Boris Blank im Haushalt der Eltern eine Patrone. Er experimentierte mit der Munition, versuchte sie explodieren zu lassen. Das gelang, aber nicht wie beabsichtigt. Ein Splitter wurde in sein Auge geschossen. Im Krankenhaus folgte eine mehrstündige Operation. Aber das Auge blieb weitgehend geschädigt. Boris Blank entwickelte sein Gehör, um die Schwäche auszugleichen. Er experimentiert immer mit Sound, findet Inspiration auch in Alltagsgeräuschen, die vielen Menschen nicht mal auffallen würden. Aber Boris Blank braucht Tageslicht, um gut arbeiten zu können. Die Nachtschichten im Studio hat er längst abgeschafft.

 

Ist Boris Blank ein Live-Musiker?

1983 kam es erstmalig zu einem großen Yello-Auftritt - unbeabsichtigt. Statt - wie geplant - eine Videoperformance zu bewerben, war in London ein Auftritt von Yello plakatiert worden, im Camden Palace, einem der coolsten Party-Locations der 80er überhaupt. Das vormalige Theater war zu einem Club umgebaut worden. Dort sollten Yello, laut der Plakate, live auftreten. In der Not sollte es einen Playback-Auftritt geben. Während Dieter Meier zu "Bostich" auf die Bühne sollte, würde Boris Blank "Swing" übernehmen. Als Boris Blank, entgegen seinem Naturell, also auf der Bühne zu "Swing" die Lippen bewegte, machte der Tontechniker nach einer Minute einen Fehler, er schaltete versehentlich einen David Bowie-Song ein. Für Boris Blank ein kompletter Gesichtsverlust. Besucher sahen in verzweifelt mit den Armen rudern, und von der Bühne fliehen. Seit dem Fiasko im Camden Plalace war Boris Blank kaum mehr zu überreden auf eine Bühne zu gehen.

Yello und Jean-Michel Jarre

"Why This, Why That and Why?" - alle Infos zur Zusammenarbeit zwischen Yello und Jean-Michel Jarre. 

Yello & Jean-Michel Jarre
Universal Music • A.Savin
Yello & Jean-Michel Jarre
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Yello "Lost Again"
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Die Gründungsmitglieder von Yello sind Boris Blank und Carlos Perón mit dem Sänger Dieter Meier

Yello war mal ein Trio?

Die Gründungsmitglieder von Yello sind Boris Blank und Carlos Perón mit dem Sänger Dieter Meier. Boris Blank und Carlos Perón waren Freunde, dennoch, oder deswegen, hat die Zusammenarbeit nicht geklappt. In der Yello-Biografie von Daniel Ryser ordnet Boris Blank seinen ehemaligen Mitstreiter dennoch klar ein: "Carlos Perón hat zu einigen Stücken von 'Solid Pleasure' und 'Claro Que Si' Effekte geliefert. Bereits auf 'You Gotta Say Yes to Another Excess' war er nur noch aus Gefälligkeitsgründen aufgeführt...". Im Hintergrund hatten Dieter Meier und Boris Blank später mit Carlos Perón eine Einigung gefunden: Carlos Perón wurde ausbezahlt und gab alle Rechte ab.

Es gibt durchaus auch Fans, die den Abgang von Carlos Perón als Problem sehen. Während der Soundtüftler Boris Blank ab Mitte der 80er sein Repertoire durch lateinamerikanische Einflüsse erweiterte, war Carlos Perón den härteren, industriellen Sound verschrieben. Er stand für Sounds, die eher an die Einstürzende Neubauten erinnern. Carlos Perón experimentierte mit Bohrmaschinen und ähnlichen Geräuschquellen für die Songs. Dieter Meier lehnte diese Einflüsse ab. Als Yello in den 90ern von der Techno-Welle kalt erwischt wurde, und Boris Blank und Dieter Meier auf die Raver nicht reagieren konnten, hätte Carlos Perón wohl die richtigen Sounds beisteuern können. Zumindest ist das die Sichtweise einiger Yello-Fans der ersten Jahre.

 

Boris Blank der Tänzer?

Boris Blank ist ein begeisterter Tänzer. Der beste Videobeweis dafür ist wohl das Video von "Desire" aus dem Jahr 1985. Am Ende des Videos kommt es im Backstage-Bereich des kubanischen Freiluft-Revuetheaters Tropicana zu eine Szene mit den Tänzerinnen. Boris Blank, der ansonsten einer eine passive Rolle im Video hat, setzt unvermittelt zu einem schrillen Tanz an. Boris Blank, der sich gerne hinter seiner Musik versteckt, nutzt Tanz als alternative Ausdrucksform, zumindest als junger Mann. In der Yello-Biografie von Daniel Ryser wird eine Szene beschrieben, in der Boris Blank nach einem Clubbesuch im Roxy in New York in die Hände einer Straßengang gerät: vollkommen ratlos, wie er mit der Situation umgehen soll, beginnt Boris Blank wild zu tanzen.

 

Wer hat der Band den Namen gegeben?

Während Boris Blank den Sound von Yello maßgeblich bestimmte, war Dieter Meier der sogenannte Außenminister der Band. In der Yello-Dokumentation "Yello Elektropop aus Switzerland" von Anka Schmid gesteht Dieter Meier, dass er Boris Blank bisweilen nur alle paar Tage im Studio besucht, um dann seien Texte beizutragen. Aber wenn es um die inhaltliche und visuelle Seite von Yello geht, ist Dieter Meier gefragt. Er hatte vor Yello bereits zwei Singles veröffentlicht. Darauf sang er weniger als er schrie. Insofern ist auch seine Erklärung des Namens zu verstehen: "Yello steht für ein gebrülltes Hallo, a yelled Hello".

 

Boris Blank und die USA?

Dieter Meier ist weltmännisch. Er verbringt viel Zeit in Argentinien, wo er Rinder züchtet und Wein anbaut. Schon zu Anfang von Yello zog es ihn über den Atlantik. Dass "Bostich" in den USA ein Hit auf den Tanzflächen war, bevor Yello in Europa überhaupt wahrgenommen wurde, bestätigte sich in diesem Drang. Aber ein Umzug in die USA war für Boris Blank kein Thema. So konnte es zu der komischen Situation kommen, dass Yello in Europa und den USA zwei verschiedene große Hits hatten. In Amerika war "Oh Yeah" ein richtiger Durchbruch für Yello. Die Highschool-Komödie "Ferris macht blau" sorgte für die Bekanntheit und "Das Geheimnis meines Erfolges" mit Michael J. Fox legte 1987 nochmal nach. Der Refrain "Oh Yeah" wird seitdem bei unzähligen Videos und TV-Beiträgen verwendet. Wie man es in Europa vom Yello-Stück "The Race" kennt, das als Titelmelodie der Musiksendung "Formel Eins" seine Karriere begann, und gleichermaßen unzählige weitere Verwendungen fand. Aber "The Race" war in den USA kein Hit. Yello bekamen in Jahr der Veröffentlichung nur schlechte Nachrichten aus den USA. Der Song würde einfach nicht gut verkauft, aber die Vertreter der Plattenfirma konnten dafür keinen soliden Grund nennen. Erst später fiel auf, dass "The Race" in den USA nie als Single in den Verkauf gelangt war. Für Yello war das ein großer Misserfolg, was dazu führte, dass das Geschäft in den USA weitgehend umgekrempelt wurde. Aus Sicht von Dieter Meier hätte dieser Flop vermieden werden können, wenn man, vorwurfsvoll formuliert, "frühzeitig in die USA gezogen wäre".

 

Seit mehr als 40 Jahren sind Boris Blank und Dieter Meier nun schon das Elektro-Duo Yello. Zum 70. Geburtstag von Boris Blank ist es aber durchaus mal angesagt, sich vor der expliziten Leistung von Boris Blank zu verneigen.

 

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