Stranger Things: Das große 80s-Finale
Heute startet die fünfte Staffel von „Stranger Things“. Konsequent in der 80s-Welt. Alle Infos und Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Heute startet die fünfte Staffel von „Stranger Things“. Konsequent in der 80s-Welt. Alle Infos und Antworten auf die wichtigsten Fragen.
„Stranger Things“ gehört wohl zu den seltenen Phänomenen, die sich tief in ein Jahrzehnt einbrennen und im kollektiven Gedächtnis hängen bleiben. Die ersten neuen Folgen erscheinen heute, gefolgt von einem zweiten Block am 26. Dezember und dem Finale am 1. Januar 2026. Und man kann durchaus sagen: sie wurden sehnlichst erwartet!
Ein Abschied im Dreiklang, pünktlich zur dunklen Jahreszeit, in der dieser Mix aus Mystery, Synth-Flächen und Retro-Feeling vielleicht mehr Resonanz hat als in jeder anderen Fernsehwelt. Es gibt Fans, die sprechen von einer dieser legendären Lagerfeuer-Situationen, wo es Familien gemeinsam vor den Bildschirm zieht, Freundeskreise sich verabreden, und am Arbeitsplatz ein Thema dominiert. Ist „Stranger Things“ gar der „Tatort“ der Gegenwart?
Also geht es los nach Hawkins, diesem fiktiven Ort. Wie ein Ort aus der eigenen Kindheit, obwohl es nie existiert hat. Dieses Hawkins hat uns gefesselt, weil es so viel von dem trägt, was man an den echten 80ern liebte oder zumindest liebend verklärt: die naive Coolness, die Sehnsucht nach dem Unheimlichen, den Mut zu großen Gefühlen und die völlige Überzeugung, dass ein Walkman die Welt retten kann, wenn man nur den richtigen Song einlegt.
Obwohl hinter den Kulissen beinahe ein Jahrzehnt vergangen ist, bleibt die Serienwelt exakt dort, wo sie zuletzt schloss: im Jahr 1986, unmittelbar nach den Ereignissen der vierten Staffel. Kein Sprung ins Jahr 1988, 1989 oder gar in die frühen 1990er. Denn die 80er sind kein Beiwerk für „Stranger Things“, sondern der Boden, auf dem alles steht.
Die politische Atmosphäre zwischen Kaltem Krieg und popkulturellem Überschwang bildet das Fundament für jede Szene. Die Mode, die Musik, die Sprache, die Art der Angst – all das würde in einem anderen Jahrzehnt nicht funktionieren. Deshalb erscheint die Entscheidung fast folgerichtig, selbst wenn es technisch und praktisch kaum schwieriger hätte sein können.
Dass Matt Duffer und Ross Duffer keinen Zeitsprung wollten, hat einen einfachen Grund: Die Serie erzählt von Freundschaften, die gerade wegen ihrer Unmittelbarkeit funktionieren. Jede der bisherigen Staffeln setzt kurz nach der vorherigen an. Ein Teenager, der sich vom einen aufs nächste Schuljahr weiterentwickelt, verliert erzählerisch etwas von der Verwundbarkeit, die „Stranger Things“ groß gemacht hat. Die Serie wird nun mal aus Kinder-Augen erzählt.
Ein Sprung in die frühen 90er hätte die Tonlage verändert, die visuelle Sprache gebrochen und die Figuren in Regionen gedrückt, in denen sie dramaturgisch eigene Themen mitbringen müssten. Das Finale soll nicht modern wirken, sondern zeitlich eingefroren in jenem Moment, in dem alles eskaliert. Die Serie bleibt, das können wir nur feiern, eine 80s-Erzählung bis zur letzten Einstellung.
Dass die Figuren in der Handlung kaum altern, während die Darsteller inzwischen Mitte zwanzig sind, ist ein Punkt, den Finn Wolfhard, Millie Bobby Brown, Caleb McLaughlin, Gaten Matarazzo, Noah Schnapp längst nicht mehr verbergen können (bei „Harry Potter“ ist das beispielsweise ein weniger großes Problem, es ist Teil der Erzählung). Aber die Serie geht mit dieser Diskrepanz erstaunlich souverän um. Zwischen dem tatsächlichen Alter der Schauspieler und der fiktionalen Zeit, die sie verkörpern sollen, klafft längst eine sichtbare Lücke, doch im Kontext der 80s-Inszenierung fällt sie weniger ins Gewicht als erwartet.
Die Maskenabteilung macht einen guten Job, indem sie Konturen weicher zeichnet und Lichtstimmungen schafft, die an frühe 80er-Filme erinnern. Kamera und Lichtgebung werden gezielt eingesetzt. Matt Duffer und Ross Duffer setzen zudem auf eine subtile digitale Nachbearbeitung, kein radikales De-Aging wie in modernen Blockbustern, sondern eher eine Art optische Politur, die entfernt an alte Analogtricks erinnert.
Außerdem hat das Publikum wohl akzeptiert, dass Figuren nicht immer das exakte Alter ihrer Darsteller widerspiegeln müssen. Seriengeschichte ist voll von 25-jährigen Highschool-Schülern und 30-jährigen College-Neulingen. Entscheidend ist, dass die Story keinen Sprung verlangt, den man nicht mitgehen würde.
Die musikalische Identität von „Stranger Things“ ist mindestens so prägend wie ihre Monster. Der Score von Kyle Dixon und Michael Stein hat die Serie überhaupt erst zum Massenphänomen gemacht. Diese Mischung aus düsteren Synthflächen, analoger Elektronik, pulsierendem Retro-Sound und kleinen melodischen Motiven, die an John Carpenter erinnern, wurde für die fünfte Staffel erweitert und gleichzeitig zurück auf ihre Ursprünge geführt. In Interviews verrieten Matt Duffer und Ross Duffer, dass sie so weiterarbeiten würden. Besonders auffällig war der erste große musikalische Moment, den man bereits vor Start der neuen Staffel erleben konnte: der Trailer mit dem Einsatz des 1970er-Klassikers „Child in Time“ von Deep Purple. Ein Song, der nicht aus dem Jahrzehnt stammt, in dem die Serie spielt, aber trotzdem wie geschaffen wirkt für ein Finale, das apokalyptische Ausmaße annimmt. Die Schreie von Ian Gillan – genau dieser Sound bereitet auf eine Endphase vor, die größer scheint als alle Upside-Down-Begegnungen zuvor.
Dass die Serie hier mit einem Song arbeitet, der nicht aus ihrem Jahrzehnt stammt, ist kein Widerspruch. Die 80er selbst haben ständig auf Musik der 60er und 70er zurückgegriffen, sei es in Radioshows, Mixtapes oder in den Zimmern der Teenager. „Stranger Things“ spielt nicht die 80er synthetisch nach, sondern inszeniert eine kulturelle Wirklichkeit, wie sie real existierte. Wer 1986 Metal hörte, hörte Deep Purple. Wer in Hawkins lebt, lebt nicht in einem Jahrzehnt ohne Vergangenheit.
Als Kate Bush mit „Running Up That Hill“ plötzlich wieder in den globalen Charts auftauchte, war das mehr als ein viraler Zufall. Es war ein Beispiel für die Magie, die entsteht, wenn ein Song zur emotionalen Achse einer Serie wird. Diese Szene definierte ein ganzes Serienjahr, weil sie auf radikale Weise zeigte, wie Musik in „Stranger Things“ funktioniert: nicht als Hintergrund, sondern als dramatisches Werkzeug.
Dieser Moment prägt unsere Erwartung an Staffel 5. Die Fans rechnen nicht nur mit neuen Szenen, sondern mit neuen Songs, die potenziell denselben Effekt haben könnten. Matt Duffer und Ross Duffer sind sich dieser Macht bewusst. Deshalb gehen wird davon aus, dass mindestens ein großer musikalischer Moment im Finale gesetzt wird, ein Lied, das im kollektiven Gedächtnis nachhallt und vielleicht sogar eine neue Generation erreicht. Dass es im Trailer bereits einen Vorgeschmack gibt, deutet eine dramaturgische Richtung an: Das Finale wird musikalischer, dunkler, opernhafter.
Die letzten Folgen der Serie müssen nicht nur Handlungsfäden zusammenführen, sondern auch das Gefühl eines Jahrzehnts abschließen. Hawkins war immer eine Art Mikroversion der 80er: freundlich, vertraut, mit warmen Farben, aber unter der Oberfläche gefährlich und brüchig. Die fünfte Staffel zeigt dieses Hawkins in seinem beschädigsten Zustand. Die Risse des Upside Down breiten sich aus, die Bedrohung realer.
Matt Duffer und Ross Duffer haben mehrfach angedeutet, dass die neue Staffel weniger episodenhaft sein wird und stärker einem einzigen narrativen Strang folgt, der alles auf den finalen Showdown zulaufen lässt. Jede Figur soll ein Ende bekommen, das ihr gerecht wird. Die Freundschaften, die in der ersten Staffel noch so kindlich wirkten, erscheinen nun wie die letzten Überreste eines Jugendtraums, der zwischen Portalen, Verschwörungen und militärischen Experimenten immer weiter zersplitterte.
Auch wenn sich Fans eine kostenlose Möglichkeit wünschen würden, bleibt die Sache eindeutig: „Stranger Things“ ist und bleibt exklusiv bei Netflix. Die Serie war von Beginn an ein Prestigeprojekt, und Netflix hält daran fest, weil kaum ein Titel im Katalog eine vergleichbare Strahlkraft besitzt. Wer das Finale sehen möchte, braucht ein aktives Abonnement. Promos, Gratis-Pilotfolgen oder temporäre Freischaltungen sind für diesen Titel nicht vorgesehen.
Wenn „Stranger Things“ diesen Winter endet, verabschiedet sich die Serie nicht nur von ihrer eigenen Story, sondern auch von den 80ern, die sie so konsequent wiederbelebt hat, dass man zwischendurch fast glaubte, ein VHS-Rekorder müsse gleich warm laufen. Matt Duffer und Ross Duffer haben die Ära nicht verklärt, sondern wieder zusammengesetzt wie ein besonders nerdiges Puzzle: Walkman hier, Cold-War-Paranoia dort… Die Serie hat verstanden, wie man aus Sehnsucht gute Unterhaltung baut. Das können wir jetzt nochmal richtig feiern.
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