Das Warten auf die Single auf die Single von Vixen
Ausverkaufte Tour, neue Frontfrau – aber keine frische Musik. Wird Vixen zur reinen Nostalgie-Marke?
Ausverkaufte Tour, neue Frontfrau – aber keine frische Musik. Wird Vixen zur reinen Nostalgie-Marke?
Vixen sind 2025 auf einem echten Höhenflug. Die aktuelle Tour ist praktisch restlos ausverkauft, nur wenige Restplätze sind überhaupt noch verfügbar. Das zeigt: Die Band hat eine treue Fanbase, die sie durch alle Jahrzehnte getragen hat – und dass der Name Vixen auch heute noch zieht. Auf der Bühne liefert die All-Female-Band nach wie vor ab, ihre Klassiker aus den späten Achtzigern sorgen für ausgelassene Stimmung und Nostalgie pur.
Die Geschichte von Vixen ist aber auch eine Geschichte voller Umbrüche. Gegründet wurde die Band 1980 von Gitarristin Jan Kuehnemund, die bis zu ihrem Tod 2013 die treibende Kraft blieb. Schon früh hatte Vixen mit unzähligen LineUp-Wechseln zu kämpfen.
Wikipedia listet über 20 ehemalige Mitglieder, darunter Sängerinnen wie Janet Gardner, Jenna Sanz-Agero und Lorraine Lewis. Immer wieder löste sich die Band auf, fand in veränderter Besetzung neu zusammen, ging getrennte Wege und startete doch noch einmal.
Ihre große Zeit kam 1988 mit dem Debütalbum „Vixen“. Hits wie „Edge of a Broken Heart“ und „Cryin’“ katapultierten sich Vixen auf die großen Bühnen, sie gingen mit Bon Jovi und Ozzy Osbourne auf Tour.
Das Nachfolgealbum „Rev It Up“ von 1990 konnte den Erfolg nicht halten, und mit dem Einbruch des Glam Metals im Grunge-Zeitalter verlor auch Vixen den Halt. Die Band blieb aber ein Mythos: als einzige rein weibliche Rockband, die es im Haarspray-getränkten Metal der 80s wirklich nach oben geschafft hat.
Immer wieder werden Vixen mit den Bangles verglichen. Auch, weil beide als „Frauenband der Achtziger“ etikettiert wurden. Doch die Unterschiede sind markant. Die Bangles dominierten die Popwelt mit Radiomegahits wie „Walk Like an Egyptian“ oder „Eternal Flame“. Vixen dagegen suchten ihre Heimat im harten Rockumfeld. Während die Bangles Teil der Mainstream-Kultur wurden, mussten Vixen um Anerkennung in einer männerdominierten Rockszene kämpfen. Genau dieser Kontrast prägt ihren Ruf bis heute: Die Bangles stehen für 80er-Pop, Vixen für das weibliche Gesicht des Hair Metal.
Der aktuellste Einschnitt kam im Juni 2024: Rosa Laricchiuta übernahm das Mikrofon von Lorraine Lewis. Rosa Laricchiuta war in Kanada als Finalistin bei The Voice bekannt geworden und hatte bereits mit Trans-Siberian Orchestra auf Tour gestanden. Das waren dennoch keine optimalen Startbedingungen. Castingshows sind unter Rockfans keine echte Referenz. Aber mit ihrer rauen, kraftvollen Stimme bringt Rosa Laricchiuta frischen Wind in die Band – und live sind die Fans begeistert.
Doch genau hier beginnt das Rätsel. Seit Rosa Laricchiutas Einstieg gibt es keine neue Veröffentlichung. Die letzte Studioaufnahme, „Red“, stammt aus dem Jahr 2023 – und die wurde noch mit Lorraine Lewis eingesungen. Gitarristin Britt Lightning versprach diesen Sommer in Interviews, dass „bald“ eine neue Single mit Rosa Laricchiuta erscheinen werde. Doch bislang ist nichts passiert.
Statt Studiomaterial dominieren die Social-Media-Posts: Rosa Laricchiuta zeigt sich auf Instagram gerne in Tanzvideos oder mit energiegeladenen Kurzclips – was ihre Persönlichkeit unterstreicht, aber wenig mit dem ersehnten Studiorelease zu tun hat. Für die Fans ergibt sich so ein merkwürdiger Kontrast: Vixen spielen eine umjubelte Tour, füllt Hallen – aber musikalisch bleibt alles stehen.
Es drängt sich die Frage auf: Sind Vixen derzeit überhaupt noch mehr ein erfolgreiches Live-Nostalgie-Projekt, das von der Strahlkraft der alten Hits lebt? Oder steckt tatsächlich der Wille dahinter, ein neues Kapitel aufzuschlagen? Die Antwort schulden Vixen ihren Fans bislang. Solange keine neue Single kommt, bleibt das Gefühl: Die Marke Vixen funktioniert – doch künstlerisch tritt die Band auf der Stelle.