Michael Jackson "Man in The Mirror"
Wie es eine junge Frau schaffte, ein Lied zu verfassen, dass den King of Pop restlos begeisterte - die Geschichte hinter dem Song “Man in the Mirror”.
Wie es eine junge Frau schaffte, ein Lied zu verfassen, dass den King of Pop restlos begeisterte - die Geschichte hinter dem Song “Man in the Mirror”.
Los Angeles 1986. Siedah Garrett ist eine gute halbe Stunde zu spät. Ausgerechnet zu diesem besonders wichtigen Termin. Ihr Chef, der Top-Musikproduzent Quincy Jones, hat sie und seine anderen Songwriter zu einem Meeting geladen.
Kurz nachdem sie eintrifft, startet Quincy Jones sein Briefing: Er braucht noch einen weiteren Song für Michael Jacksons nächstes Album „Bad“. Die Erwartungen an das Werk sind hoch. Denn der Vorgänger “Thriller” ist nicht weniger als das meistverkaufte Album aller Zeiten. Die einzige Vorgabe laut Quincy Jones: „Ich möchte nur Hits.“ Oder wie er oft zitiert wird: No fillers, just killers.
Das Siedah Garrett es in den Zirkel zum um den Quincy Jones geschafft hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn die junge Frau wuchs im Problembezirk Compton in Los Angeles auf. Bandenkriminalität und Drogen sind hier an der Tagesordnung. Doch Siedah Garrett kämpft sich durch. Ihre Herkunft wird kein Hindernis. Jetzt ist sie schon seit zwei Jahren bei Quincy Jones unter Vertrag. Ihr Problem ist nur: Bisher hat sie noch nichts Bemerkenswertes bei ihm abgeliefert.
Überhaupt ist ihre Karriere bis dato überschaubar. 1984 hatte sie einen ersten Erfolg in der Musikbranche, jedoch nicht als Songwriterin, sondern als Sängerin. An der Seite von The Temptations-Sänger Dennis Edwards mit dem Song „Don’t Look Any Further“ - immerhin ein Platz 2 in den US Rhythm And Blues Charts... Aber auch wenn Siedah Garrett den großen Durchbruch noch nicht geschafft hat: Quincy Jones glaubt an ihre Fähigkeiten als Songwriterin.
Kurz nach dem Briefing bei Quincy Jones trifft sich Siedah Garrett mit ihrem Co-Writer, Glen Ballard. Er setzt sich an sein Keyboard und improvisiert eine Akkordfolge….
Siedah Garrett wartet auf eine Eingebung. Sie blättert durch ihr Notizbuch und da ist er auf einmal, dieser Eintrag, den sie vor zwei Jahren gemacht. Damals arbeitete sie mit einem Kollegen zusammen, als das Telefon klingelte. Ihr Kollege ging ran und auch, wenn sie nicht genau verstand, worum es in dem Gespräch ging, schnappte sie ein paar Satzfetzen auf. Sie hörte: „The man. What man? Oh, the man in the mirror.“ Siedah Garrett wußte in diesem Moment zwar nicht warum, aber sie schrieb genau das in ihr Notizbuch: "Man In The Mirror"
Als Siedah Garrett jetzt ihre Zeilen von damals liest, sprudelt es nur so aus ihr heraus. Siedah Garrett kann gar nicht so schnell schreiben, wie ihr die Ideen für den Song in den Kopf kommen.
Einige Tage später nehmen sie und Glen Ballard innerhalb weniger Stunden ein Demo von „Man In The Mirror“ auf. Es ist ein Freitagabend. Die Büros des Musikverlags sind schon geschlossen.
Siedah Garrett spürt, dass dieser Song etwas ganz Besonderes ist. Sie kann es nicht abwarten, Quincy Jones das Demo vorzuspielen. Voller Ungeduld ruft sie kurzentschlossen Quincy Jones an und sagt ihm, dass sie einen super Song für Michael Jackson geschrieben haben. Jones antwortet: „Wundervoll! Gib das Demo beim Büro ab”.
So lange will die junge Frau aber nicht warten. Sie fragt, ob sie das Band nicht einfach kurz bei Quincy Jones zu Hause abgeben kann. Obwohl Quincy Jones antwortet, er habe Besuch und absolut keine Zeit, lässt sie sich nicht abwimmeln. Schließlich gibt Quincy Jones nach: „Ok. Komm vorbei.“
Siedah Garrett fährt zu Quincy Jones' Haus, übergibt das Demo und hat nur eine Bitte: „Melde dich bei mir, sobald du es gehört hast.“
Und dann beginnen qualvolle Stunden. Siedah Garrett sitzt zu Hause wie auf heißen Kohlen. Was wird Quincy Jones wohl zu dem Song sagen? Dann, endlich ruft er an. Er sagt, was sie gehofft hatte: „Das ist der beste Song, den ich in den letzten zehn Jahren gehört habe!“
Siedah Garrett ist überglücklich! Doch ist der Song damit noch nicht sicher auf dem Album. Denn es gibt da, laut Quincy Jones, noch ein großes Hindernis: Michael Jackson. Der hat bis für sein „Bad“-Album bis dahin keinen einzigen Song aufgenommen, den er nicht auch selbst geschrieben hat. Wieder muss sie warten. Dieses Mal nicht nur ein paar Stunden, sondern ein paar Tage – und dann klingelt wieder das Telefon...
Es ist Quincy Jones: „Wir sitzen im Studio und nehmen deinen Song auf“. Dann gibt es den Hörer an Michael Jackson persönlich weiter. Sein erster Satz: „Ich liebe den Song.“ Sein zweiter Satz: „Ich liebe deine Stimme.“
“Man in the Mirror” erscheint im August 1987 auf dem „Bad“-Album und wird Anfang 1988 als Single veröffentlicht. Und „Man In The Mirror“ wird ein Hit: Der Song geht in den USA auf Platz 1 der Billboardcharts, holt eine Grammy Nominierung und erhält großartige Kritiken. Der Rolling Stone lobt ihn als Michael Jacksons anspruchsvollste und emotionalste Ballade. Passend zu der Botschaft des Liedes wurden die Einnahmen von “Man in the Mirror” übrigens gespendet.
Für Siedah Garrett ist die Geschichte des Songs damit noch nicht zu ende. 1992 geht sie als Backgroundsängerin mit Michael Jackson auf Tour. Dabei steht sie am Ende jedes Konzerts neben Michael Jackson auf der Bühne, vor ihnen ein Meer aus leuchteten Feuerzeugen. Und dann singen sie gemeinsam das Lied, dass für sie alles veränderte: „Man In The Mirror“…
Jahr: 1988
Länge: 5:12
Album: Bad
Label: Epic
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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