Michael Jackson "Beat It"
Warum wollte Eddie Van Halen nicht mit "Beat It in Verbindung gebracht werden, obwohl er das legendäre Gitarrensolo spielte und damit den ganzen Song veränderte?
Warum wollte Eddie Van Halen nicht mit "Beat It in Verbindung gebracht werden, obwohl er das legendäre Gitarrensolo spielte und damit den ganzen Song veränderte?
Los Angeles 1982. In Studio A der Westward Studios, nimmt Produzent Quincy Jones gerade Michael Jackson auf. Michael Jackson weint während der Aufnahme. Denn Michael Jackson ist in diesem Moment nicht als Sänger tätig, sondern als Erzähler - für das Hörspiel zum Kinoblockbuster E.T. Der Außerirdische. Und in der tottraurigen Szene, in der E.T. stirbt, kommen Michael Jackson die Tränen. Nebenan, in Studio B, erklingen ganz andere Töne - denn hier spielt sich gerade einer der weltbesten Rock-Gitarristen warm…
Es ist niemand anderes als Eddie Van Halen. Und gleich wird er eines der berühmtesten Gitarrensolos aller Zeiten für Michael Jacksons Song "Beat It" einspielen! Denn Quincy Jones und Michael Jackson nehmen zu dieser Zeit nicht nur ein Hörspiel, sondern auch das Thriller-Album auf!
Wenn man "Beat It" heute hört, ist es gar nicht so außergewöhnlich, dass eine Rockgitarre in einem Popsong zum Einsatz kommt. Doch Anfang der 80er war das eine absolute Sensation: Ein weißer, langhaariger, rauchender und Bier trinkender Rocker wie Eddie Van Halen in einem Song von Michael Jackson.
Die ungewöhnliche Zusammenarbeit entstand als Quincy Jones und Michael Jackson am Thriller-Album schrieben. Das Album sollte einerseits mehrere Genres vereinen. Und andererseits wirklich nur Songs enthalten, die Quincy Jones und Michael Jackson für absolute Hits hielten. Das Motto lautete: No fillers, just killers!
Die beiden hatten schon eine ganze Menge Material zusammen, doch was nach Meinung von Quincy Jones noch fehlte, war ein Rocksong. Schnell hatte er Michael Jackson überzeugt. Und so begann Michael Jackson auch gleich, "Beat It" zu schreiben.
Michael Jackson hatte ziemlich konkrete Ansprüche an das Lied: "Ich wollte einen Song schreiben, den Typ Song, den ich kaufen würde, wenn ich einen Rocksong kaufen würde… So bin ich es angegangen."
Quincy Jones und Michael nahmen dann ein Demo von "Beat It" auf. Geiler Song, aber irgendwas fehlte noch etwas, um so richtig zu rocken: ein Gitarrensolo! Quincy Jones fragte seinen Freund und Produzentenkollegen Ted Templeman nach Rat. Immerhin war er der Produzent der Rockband Van Halen. Und Ted Templeman schlug auch keinen Geringeren als den Lead-Gitarristen und Namensgeber der Band vor: Eddie Van Halen.
Eddie Van Halen erinnerte sich 2012 in einem CNN-Interview wie der spontane Anruf von Quincy Jones bei ihm Zuhause ablief: "Wie würde es dir gefallen, herzukommen und auf Michael Jacksons neuer Platte zu spielen?"
Eddie Van Halens Interesse war geweckt. Aber er wollte, nein, durfte die Aufnahme eigentlich nicht machen. Denn er und seine Kollegen von Van Halen hatten eine Abmachung: Keiner von Ihnen darf parallel Solo oder in einer weiteren Band aktiv sein. Aber natürlich juckte es Eddie Van Halen in den Fingern mit Michael Jackson und Quincy Jones zusammenzuarbeiten. Und da seine Bandkollegen außerhalb der Stadt und nicht erreichbar waren, entschied Eddie Van Halen, die Sache einfach durchzuziehen. Merkt bestimmt keiner… Allerdings hatte er drei Bedingungen:
1: Sein Name durfte nicht in den Credits von "Beat It" auftauchen, damit seine Bandkollegen es nie herausfinden würden.
2: Eddie Van Halen sah die Aufnahme als Gefallen an und wollte nicht dafür bezahlt werden. Alles, was er als Belohnung wollte, war eine Kiste Bier.
3: Eddie Van Halen verlangte von Michael Jackson, dass dieser ihm eines Tages das Tanzen beibringen sollte.
Eddie Van Halen kam also am nächsten Tag zusammen mit seinem Tonmeister Donn Landee in die Westwood Studios. Quincy Jones hatte alles vorbereiten lassen: Für den Rocker standen in Studio B ausreichend kaltes Bier und ein Aschenbecher bereit - Eddie Van Halen war halt ganz Rocker.
Da Quincy Jones dem Gitarrengenie freie Hand versprochen hatte und Quincy Jones sowie Michael Jackson noch mit den Aufnahmen zum Hörbuch beschäftigt waren, ging Eddie Van Halen ohne die beiden ins Studio. Eddie Van Halen nahm seine Gitarre, drehte den Verstärker auf und legte los.
Bruce Swedien, der damals als Tontechniker bei den Aufnahmen vom Thriller-Album dabei war, erinnert sich: "Ich ging rein, als er seine Gitarre stimmte und sich aufwärmte, und ging sofort wieder. Es war so laut, ich würde mein Gehör niemals einer solchen Lautstärke aussetzen!“
Dann war Eddie Van Halen soweit. Er startete voll durch: Im Handumdrehen arrangierte er mal eben einige Stellen von "Beat It" mit Akkordwechseln um und spielte eines der großartigsten Gitarrensolos der Popgeschichte ein - in unglaublichen 20 Minuten! Im Aufnahmestudio qualmte dabei nicht nur Eddie Van Halens Kippe - zudem fing auch noch einer der Lautsprecher im Studio Feuer. Einer der Toningenieure kommentierte ganz trocken: "Das muss wirklich gut sein."
Weil Michael Jackson bei der Aufnahme nicht dabei war, machte sich Eddie Van Halen nach dem Einspielen Gedanken darüber, was Michael Jackson wohl darüber denken würde. Immerhin hatte er in Eigenregie den kompletten Song umarrangiert: "Entweder lässt er mich von seinen Bodyguards rausschmeißen, weil ich seinen Song versaut habe. Oder er wird es lieben".
Tja - Michael Jackson liebte es!
Der Song erschien am 14. Februar 1983 als dritte Single des Thriller-Albums und räumte voll ab. Es dauerte deswegen auch nicht lange, bis jeder, der sich ein bisschen mit Rock-Gitarristen auskannte, wusste: Dieses Solo… das konnte nur von Eddie Van Halen sein! Man erkannte ihn sofort an seiner einzigartigen Spieltechnik, die er natürlich auch bei "Beat It" einsetzte.
Und was war mit dem Fremdgehen? Naja, seine Bandkollegen nahmen es Eddie Van Halen gar nicht übel, dass er gegen die goldene Band-Regel verstoßen hatten. Stattdessen machten sich darüber lustig, dass Eddie Van Halen finanziell so gar nichts davon hatte, diesen Hit so maßgeblich geprägt zu haben.
Mit "Beat It" haben Michael Jackson, Quincy Jones und schließlich auch Eddie Van Halen Musikgeschichte geschrieben. Der Song schaffte es nicht nur weltweit in die Chartspitzen, er wurde auch mit zwei Grammys und zwei American Music Awards ausgezeichnet und hat es in die Rolling Stone Liste der 500 besten Songs aller Zeiten geschafft.
Jahr: 1983
Länge: 3:43
Album: Thriller
Label: Epic
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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