Captain Future: TikTok und Comic-Comeback
Zwischen viralen Videos und echter Veröffentlichung: Was an den Captain-Future-Gerüchten wirklich dran ist – und warum die Faszination nie verschwunden ist.
Zwischen viralen Videos und echter Veröffentlichung: Was an den Captain-Future-Gerüchten wirklich dran ist – und warum die Faszination nie verschwunden ist.
Das Podcast & Musikradio von 80s80s: die wichtigsten Hits der 80s und ihre Geschichten, erzählt von Peter Illmann.
Samstagmorgen. Es ist kurz vor 9. Die Sonne spiegelt sich in der Milch deiner Cornflakes. Du sitzt im Pyjama auf dem Teppich. Vor dir: der Röhrenfernseher. Dann – diese Musik. Du weißt sofort: Jetzt geht’s los.
"Wir befinden uns in der Zukunft. Handlungsort ist der Weltraum. Im grenzenlosen All, wo sich selbst das Licht verirrt, reist ein Mann in seinem Raumschiff Comet. Er ist der größte Wissenschaftler und Abenteurer der Galaxis, Curtis Newton. Aber die Menschen nennen ihn Captain Future."
Für Kinder der 80er war das kein Trickfilm – es war ein Versprechen. Eine Reise zu den Ringen des Saturn, zum Kristallmond, zur Stadt Megara – und zum vielleicht coolsten Bösewicht der TV-Geschichte: Der Herrscher von Megara, mit seiner Glaskuppel voller Gedanken. Captain Future war mehr als Sci-Fi – es war Entdeckergeist und Synthesizer-Zauber.
Captain Future begann lange vor seiner TV-Karriere: Als amerikanische Pulp-Serie, geschrieben von Sci-Fi-Legende Edmond Hamilton, erschien er von 1940 bis 1944 in den Magazinen "Captain Future" und "Startling Stories".
Der Held: Curtis Newton, ein verwaistes Wissenschaftskind mit Superhirn und Raumschiff. Was ihn besonders machte? Nicht Muskeln, sondern Moral. Nicht Macht, sondern Verantwortung. Und ein Team, das legendär wurde:
Curtis Newton ist ein brillanter Wissenschaftler und Abenteurer, der auf dem Mond geboren und dort von einem Roboter, einem Androiden und einem lebenden Gehirn großgezogen wurde. Mit seinem Raumschiff, der Comet, das schneller, schlauer und besser getarnt ist als alle anderen Schiffe im Sonnensystem, stellt er sich in jeder Folge neuen Bedrohungen aus dem All. Captain Future kämpft nicht aus Eigennutz, sondern um das Universum sicherer und gerechter zu machen – mit Köpfchen, Technik und einem tiefen Sinn für Verantwortung. Die persönliche Geschichte von Curtis Newton wird in der deutschen Fassung der Serie nie erzählt. Sie wurde rausgeschnitten (Aus den 52 japanischen Folgen wurden bei uns 40 Folgen).
Simon Wright war einst ein angesehener Wissenschaftler – bis sein Körper schwer erkrankte. Um sein Leben und Wissen zu retten, verpflanzten ihn Captain Futures Eltern in einen Spezialbehälter: Seitdem existiert er als reines Gehirn, ausgestattet mit Kameras, Mikrofon, Lautsprecher und technischen Erweiterungen wie Traktorstrahlen. Simon Wright ist der klügste Kopf des Teams – im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist der Stratege, der Theoretiker, der Mann der Wissenschaft. Seine Logik, sein unerschütterlicher Verstand und seine Erfahrung machen ihn zu Curtis Newtons wichtigstem Berater. Und obwohl er keinen Körper mehr hat, ist er alles andere als emotionslos: Simon Wright hat einen eigenen moralischen Kompass – und einen trockenen Humor, der ihn bis heute unvergesslich macht.
Grag ist einer der ersten künstlichen Lebensformen, die Captain Futures Eltern erschaffen haben – ein massiver, superstarker Roboter mit erstaunlicher Vielseitigkeit. Seine körperliche Stärke macht ihn zum Beschützer des Teams, seine technische Begabung zum wichtigsten Praktiker an Bord der Comet. Ob Triebwerke reparieren, Computer entschlüsseln oder Schurken verprügeln: Grag ist immer einsatzbereit. Trotz seiner mechanischen Herkunft ist Grag ein echter Sympathieträger – mit einem Herz (aus Stahl) am rechten Fleck. Er denkt manchmal etwas langsamer, nimmt Dinge wortwörtlich und ist dadurch oft unfreiwillig komisch. Besonders legendär: seine ständigen Reibereien mit Otto, dem schlauen Androiden. Die beiden liefern sich regelmäßig Wortgefechte und kleine Machtspielchen – wie ein altes Ehepaar im All. Ein besonderes Highlight ist Grags treues Haustier Yiek, ein kleines Wesen vom Mond, das Eisen frisst und ihn durch alle Abenteuer begleitet. Yiek versteht zwar kein Wort, scheint aber genau zu wissen, wann sein metallischer Freund Trost oder Verstärkung braucht.
Otto ist kein gewöhnlicher Roboter – er ist ein künstlich geschaffener Android mit menschenähnlichem Aussehen, Verstand und Witz. Entwickelt als Nachfolger von Grag, wurde Otto mit dem Ziel erschaffen, intelligenter, flexibler und anpassungsfähiger zu sein. Seine wohl spektakulärste Fähigkeit: Otto kann seine äußere Gestalt verändern. Er verflüssigt dabei vorübergehend sein künstliches Gewebe, um neue Gesichter, Staturen oder sogar komplette Identitäten anzunehmen – ein echtes Chamäleon des Kosmos. Im Team ist Otto der Spezialist für knifflige Situationen, Spionageeinsätze und Undercover-Missionen. Seine analytische Denkweise, sein Sarkasmus und sein trockener Humor machen ihn zum coolsten Kopf der Crew – und zum idealen Gegenpol zu Grag. Die beiden liefern sich regelmäßig bissige Wortwechsel, gegenseitige Sticheleien und kleine Machtkämpfe, die längst zum Kult geworden sind. Otto wäre aber nicht komplett ohne sein tierisches Gegenstück: Oak, ein kleines, formveränderliches Wesen, das ihn begleitet – fast wie ein wandelbarer Schatten. Oak versteht seinen Androiden-Freund blind und passt sich nicht nur seiner Gestalt, sondern auch seiner Laune perfekt an.
Joan Landor ist Agentin der Planetaren Polizei – und die einzige weibliche Hauptfigur an der Seite von Captain Future. Sie ist mutig, selbstständig und steht Curtis Newton in keiner Hinsicht nach: ob in brenzligen Situationen, bei interplanetaren Verhandlungen oder im offenen Feuergefecht – Joan beweist immer wieder, dass sie nicht gerettet werden muss, sondern selbst rettet. In der deutschen Fassung der Serie wurde sie mit blonden Haaren ausgestattet – ein bewusster stilistischer Kniff der Macher, um sie moderner, zeitloser und markanter zu gestalten. Und er ging auf: Für viele Kinder der 1980er war Joan Landor die erste animierte Traumfrau – stark, klug und voller Haltung. Sie und Captain Future verbindet ein tiefes Vertrauen, oft durch gegenseitige Blicke und kurze Momente der Nähe angedeutet. Ob es je mehr war? Die Serie lässt das offen – und genau das machte es für viele so aufregend.
Spätestens ab 1980 wurde Captain Future zum deutschsprachigen Phänomen – dank der japanischen Anime-Serie, die auf dem ZDF lief.
Du scrollst durch TikTok. Plötzlich: ein Trailer. Captain Future – in gestochen scharfer Optik, mit epischer Musik. Dein Herz macht einen Satz. Ist das... echt?
In den letzten Monaten sind auf Plattformen wie TikTok und YouTube zahlreiche Videos aufgetaucht, die einen neuen Captain-Future-Film oder eine Serienfortsetzung andeuten. Clips mit dem Hashtag #CaptainFuture haben für Aufsehen gesorgt. Trailer zeigen beeindruckende Szenen, die an moderne Sci-Fi-Produktionen erinnern – doch sie sind das Ergebnis von KI-generierten Bildern und Fan-Kreativität.
Diese Fan-Videos sind Hommagen an die Serie, die viele in ihrer Kindheit begleitet hat. Sie zeigen, wie tief Captain Future in den Herzen seiner Fans verankert ist. Die Kombination aus moderner Technologie und nostalgischer Sehnsucht bringt die Abenteuer von Curtis Newton und seiner Crew zurück ins Bewusstsein einer neuen Generation. Obwohl es derzeit keine offiziellen Pläne für eine neue Verfilmung gibt, zeigt die Resonanz auf diese Fan-Projekte, wie groß das Interesse an Captain Future nach wie vor ist. Die Community hält die Erinnerung lebendig – mit Kreativität, Leidenschaft und der Hoffnung, dass der Held der Sterne eines Tages offiziell zurückkehrt.
Bereits 2010 sicherte sich der deutsche Regisseur Christian Alvart die Filmrechte an Captain Future. In Zusammenarbeit mit einer Produktionsfirma wurde an einer Realverfilmung gearbeitet. Ein geleakter Konzept-Trailer sorgte 2015 für Aufsehen und zeigte erste CGI-Visualisierungen des Projekts. Doch seitdem ist es ruhig geworden. In einem Interview aus dem Jahr 2022 wurde bekannt, dass Christian Alvart das Projekt abgegeben hat und nicht mehr als Regisseur fungiert. Derzeit gibt es keine konkreten Informationen über den aktuellen Stand der Realverfilmung.
Für Fans gibt es jedoch einen Lichtblick: Im Februar 2025 erschien beim Carlsen Verlag die Graphic Novel Captain Future – Der ewige Herrscher. Das kreative Team besteht aus dem französischen Autor Sylvain Runberg und dem Zeichner Alexis Tallone. Die Geschichte orientiert sich an der klassischen Serie und bringt Curtis Newton und seine Crew zurück in ein neues Abenteuer. Inhaltlich dreht sich die Handlung um eine mysteriöse Epidemie auf dem Planeten D9, der Captain Future, Grag, Otto und Professor Simon Wright gegenüberstehen. Die Graphic Novel verspricht eine Mischung aus nostalgischem Flair und modernen Erzähltechniken.
Für viele Fans ist der Soundtrack von Captain Future untrennbar mit der Serie verbunden. Die Musik, komponiert von Christian Bruhn, verleiht der Serie ihre einzigartige spacige Atmosphäre und hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.
Wo kann man den Soundtrack heute hören?
Christian Bruhn, der mit seiner Musik zu Captain Future einen der größten deutschen TV-Soundtracks geschaffen hat, wurde 2024 mit dem Deutschen Filmmusikpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Jury lobte ihn für seine Fähigkeit, "Emotion, Spannung und Unendlichkeit" miteinander zu verbinden – eine treffende Beschreibung für den Klang, der Captain Future bis heute unverwechselbar macht. Die Ehrung fand am 9. November 2024 in Halle (Saale) statt – nur wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag. In seiner Dankesrede sagte Christian Bruhn: "Dass die Musik zu einer Zeichentrickserie von 1980 heute noch junge Leute begeistert, ist für mich das schönste Lob."
Christian Bruhn wurde 1934 geboren und zählt zu den vielseitigsten und prägendsten Komponisten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Als studierter Musiker war er nie auf ein Genre festgelegt – und gerade deshalb so erfolgreich. Mehr als 2.000 Titel stammen aus seiner Feder, von Schlagerklassikern bis hin zu orchestraler Fernseh- und Filmmusik.
Bekannt wurde er unter anderem durch unvergessliche Evergreens wie "Marmor, Stein und Eisen bricht" mit Drafi Deutscher (link: /news/italo-disco-aus-schlagerhand oder "Ein bisschen Spaß muss sein" mit Roberto Blanco.
Doch bei 80s80s-Fans ist insbesondere sein Werk für das Fernsehen legendär: Christian Bruhn komponierte die ikonischen Titelmelodien zu Serien wie "Heidi", "Wickie und die starken Männer", "Sindbad" und "Timm Thaler".
Captain Future war mehr als nur eine Zeichentrickserie. Und dass dieser Stoff heute wieder in TikToks auftaucht, als Comic zurückkehrt oder als potenzieller Kinofilm gehandelt wird, ist kein Zufall. Es ist ein Echo – aus Kinderzimmern der 80er, aus Synthesizerklängen voller Fernweh.
"Wir dürfen nicht aufhören, uns eine bessere Zukunft vorzustellen." – Captain Future
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