Twisted Sister (1983)
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Twisted Sister (1983)
25.09.2025

Twisted Sister: Comeback zum 50. Bandjubiläum

Twisted Sister kündigen für 2026 eine große Reunion-Tour an. Fast zehn Jahre nach dem Abschied. Dee Snider kehrt mit Jay Jay French und Eddie Ojeda zurück. Was ist mit Bassist Mark Mendoza?

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Warum feiern Twisted Sister 2026 ihr großes Comeback und was hat es mit Dee Sniders jüngsten Kontroversen auf sich?

Twisted Sister haben angekündigt, 2026 für eine große Reunion-Tour zum 50. Bandjubiläum zurückzukehren. Es ist das erste Mal seit fast zehn Jahren, dass die Glam-Metal-Ikonen wieder auf der Bühne stehen. Der Haken: Bassist Mark „The Animal“ Mendoza ist nicht dabei. Frontmann Dee Snider und Gitarrist Jay Jay French bestätigen „unüberbrückbare Differenzen“ – und wollen trotzdem feiern. Es wird laut. Es wird schrill. Und es wird 80s as hell.

Twisted Sister - I Wanna Rock (Official Music Video)
Twisted Sister - I Wanna Rock (Official Music Video)

50 Jahre Twisted Sister – von kleinen Clubs zur MTV-Dauerrotation

Gegründet wurden Twisted Sister 1976 in New York. Anfangs tingelte die Band durch schummrige Clubs rund um Long Island, bevor sie Anfang der 80er mit einer Mischung aus Hardrock, Glam und Heavy Metal durchstarteten. Mit dem Album „Stay Hungry“ (1984) explodierte der Erfolg: Die Singles „We’re Not Gonna Take It“ und „I Wanna Rock“ liefen bei MTV in Endlosschleife und machten Dee Snider zur grellen Gallionsfigur einer neuen Generation von Musikrebellen. Die Musik war laut, simpel, hymnisch – und das Auftreten der Band alles andere als subtil: grelles Make-up, riesige Haare, pinke Strumpfhosen und Leder mit Nieten. Twisted Sister standen für Eskapismus, Spaß – und eine trotzige Haltung gegenüber allem, was nach Establishment roch. Jay Jay French sagte dazu einmal rückblickend, dass „wir nicht einfach nur Musik machten, sondern Kids das Gefühl gaben, dass sie dazugehören, selbst wenn sie nirgends sonst hineinpassen“.

Dee Snider von Twisted Sister (1985)
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Dee Snider von Twisted Sister (1985)

Dee Snider gegen das Establishment – schon in den 80ern

Dee Snider war nie nur Sänger, er war immer auch Wortführer. 1985: das Parents Music Resource Center fordert als US-amerikanische Lobbygruppe, dass „anstößige“ Rock- und Popmusik staatlich reguliert. Sprecher der Gruppe wird Tipper Gore (der Ehefrau des späteren US-Vizepräsidenten Al Gore).

Dee Snider in diesem Konflikt zu einer Schlüsselfigur. In einem legendären Auftritt vor dem US-Senat verteidigte Dee Snider die Meinungsfreiheit in der Musik – und überraschte mit scharfem Verstand und juristisch durchdachten Argumenten. Während man ihn wegen seines Outfits für einen „dummen Rockstar“ hielt, zerlegte er die Vorwürfe Punkt für Punkt. Dieses Bild des rebellischen, aber kontrollierten Kämpfers prägt sein Image bis heute – und ist auch ein Teil dessen, was die Ankündigung der Reunion so besonders macht: Twisted Sister kehren nicht einfach als Nostalgie-Act zurück, sondern als Symbol einer Ära, in der Popkultur noch provozieren wollte.

Mark Mendoza von Twisted Sister (2016)
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Mark Mendoza von Twisted Sister (2016)

Die neue Reunion – aber ohne Mark Mendoza

Trotz aller Euphorie fehlt bei der geplanten Reunion ein wichtiges Stück DNA: Bassist Mark Mendoza. Laut Dee Snider gebe es „unüberbrückbare Differenzen“, die eine Zusammenarbeit unmöglich machten. Dee Snider sagte in einem Interview mit American Songwriter„Menschen verändern sich, und wie auch immer das genau ist … es gibt unüberbrückbare Differenzen. Im Moment kann ich mir eine Zusammenarbeit einfach nicht vorstellen.“

Offiziell wurde niemand persönlich attackiert, aber Fans spekulieren, dass interne Spannungen und persönliche Konflikte seit Jahren schwelen. Den Bass übernimmt bei der Tour Russell Pzütto, und am Schlagzeug kehrt Joe “Seven” Franco zurück – beide standen bereits in früheren Phasen mit auf der Bühne. Jay Jay French erklärte gegenüber Rock Hard, man wolle „das Erbe feiern, nicht streiten“ – und sich auf die Musik konzentrieren, die Millionen geprägt hat.

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Dee Snider defends stance on gender-affirming care for trans youth after being dropped from SF Pride
Dee Snider defends stance on gender-affirming care for trans youth after being dropped from SF Pride

Dee Snider in der Kritik und warum seine Rückkehr trotzdem Sinn ergibt

Dass die Rückkehr von Twisted Sister gerade jetzt passiert, ist kein Zufall – und auch kein einfaches Comeback. In den vergangenen zwei Jahren war Dee Snider immer wieder in der Kritik, vor allem wegen seiner Äußerungen zu Gender- und Identitätsthemen.

Auslöser war ein Tweet von Dee Snider im Frühjahr 2023, in dem er einem Kommentar von Paul Stanley (Kiss) zustimmte. Paul Stanley hatte erklärt, dass er manche medizinische Eingriffe bei trans Jugendlichen kritisch sehe. Dee Snider retweetete diese Aussage mit den Worten, Paul Stanley habe „einen Punkt“. Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten: Fans warfen Dee Snider Transfeindlichkeit vor, Festivals wie das „San Francisco Pride“ zogen Einladungen zurück. Dee Snider reagierte mit einem ausführlichen Statement, in dem er betonte, dass er die Selbstbestimmung von trans Personen respektiere, aber Bedenken habe, „wenn Kinder zu früh irreversible Entscheidungen treffen müssen“. In einem Interview stellte Dee Snider klar: „Ich bin nicht transfeindlich. Ich habe mein ganzes Leben für Außenseiter und Misfits gekämpft – warum sollte ich ausgerechnet sie ausgrenzen?“

Die Kontroverse wirft ein Schlaglicht auf einen Künstler, der immer zwischen den Polen stand: Dee Snider war schon in den 80ern ein Sprachrohr für alle, die sich nicht anpassen wollten – und genau das bringt ihn heute in Konflikt mit einer Generation, die Vielfalt anders definiert. Für die Reunion bedeutet das: Twisted Sister kehren zurück, obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie nicht jedem gefallen. Sie wollen provozieren, unterhalten, aber auch diskutieren. In einer Zeit, in der viele Bands auf Nummer sicher gehen, bleibt Dee Snider unbequem. Und genau deshalb ist er für viele Fans immer noch relevant.

Jay Jay French von Twisted Sister (2016)
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Jay Jay French von Twisted Sister (2016)

Kein Nostalgie-Act – sondern eine echte Welttour

Laut Jay Jay French ist für 2026 eine große Welttour geplant – keine einmalige Show. Die genauen Daten sollen 2025 veröffentlicht werden. Für Fans ist das eine kleine Sensation: 2016 hatten sich Twisted Sister mit der „40 and F*** It“-Tour eigentlich endgültig verabschiedet. Dass sie zehn Jahre später wiederkommen, zeigt, wie groß der Hunger nach dieser Musik noch ist. Dee Snider brachte es in einem Interview mit XS Rock auf den Punkt: „Wenn man das Glück hat, in einer Band zu sein, die die Leute selbst nach fünfzig Jahren noch sehen wollen – wie könnte man diesem Ruf nicht folgen? Wir wollen immer noch rocken.“

Twisted Sister (1982)
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Twisted Sister (1982)

Warum Twisted Sister in den 80ern so wichtig waren

Damit klar ist, worum es hier eigentlich geht: Twisted Sister waren mehr als eine schrille Glam-Metal-Band. Sie waren ein Ventil für Teenager, die sich in der frühen Reagan-Ära zwischen Atomangst, Leistungsdruck und Kleinstadtmief eingeklemmt fühlten. Mit ironisch überdrehtem Bühnenbild und einer klaren anti-authoritären Message wurden sie zu Lieblingen der Jugendkultur. „We’re Not Gonna Take It“ war 1984 mehr als ein Hit – es wurde zu einem Protestlied, das auf Schulfesten genauso lief wie auf Schülerdemos. Dee Snider wurde zur Symbolfigur dieses Aufbruchs: ein Clown im Make-up, aber mit messerscharfer Zunge. Er verkörperte genau das, was Rock’n’Roll in den 80ern für Millionen bedeutete – Eskapismus mit Haltung.

50 Jahre nach ihrer Gründung kehren Twisted Sister zurück – nicht als Karikatur, sondern als Statement. Trotz aller Kontroversen um Dee Snider, trotz des fehlenden Mark Mendoza: Diese Reunion zeigt, dass Rock’n’Roll manchmal einfach nicht aufhört, egal wie oft man Goodbye sagt. Denn wenn 2026 die ersten Akkorde von „We’re Not Gonna Take It“ durch die Stadien donnern, wird wieder klar: Twisted Sister waren nie nur Lärm. Sie waren immer ein Versprechen – dass man laut sein darf, wenn man sich klein fühlt. Und dass man nie, wirklich nie, aufgeben muss.

Twisted Sister - We're Not Gonna Take It (Official Music Video)

Twisted Sister - We're Not Gonna Take It (Official Music Video)
Twisted Sister - We're Not Gonna Take It (Official Music Video)

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