Lionel Richie "Hello"
Warum der Clip zum Song zum schlechtesten Musikvideo der 80er gewählt wurde und wieso das Ritchies Erfolg nicht stoppen konnte, erfahrt Ihr in dieser Folge.
Warum der Clip zum Song zum schlechtesten Musikvideo der 80er gewählt wurde und wieso das Ritchies Erfolg nicht stoppen konnte, erfahrt Ihr in dieser Folge.
Anfang der 80er konnte Lionel Richie bereits auf eine bewegte Musiker- und Songwriter-Karriere zurückblicken. Ende der Sechziger war er Mitbegründer einer Band, die in den Folgejahren zu einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Soul- und R&B-Bands der USA werden sollte – den Commodores:
“Easy” und “Three Times A Lady” sind nur zwei Beispiele für die vielen Hits der Band. In den 70ern landeten sie neunmal in den amerikanischen Top Ten. Lionel Richie spielte dabei nicht nur als Sänger und Saxophonist eine wichtige Rolle, sondern auch als Songwriter. Er war ganz eindeutig der Star der Band und bekam bei Auftritten die größte Aufmerksamkeit des Publikums.
Doch offensichtlich reichte ihm das nicht – immer häufiger schrieb er Songs für andere Künstler. Und praktisch alle wurden Hits – so wie dieser Nummer Eins: “Lady” von Kenny Rogers... oder auch für Diana Ross die Ballade “Endless Love” - Duett-Partner: Er ist er selbst, Lionel Richie.
1982 passierte dann, was sich schon lange angedeutet hatte: Er verließ die Commodores. Die Gruppe stürzte daraufhin in eine schwere Krise. Doch Lionel Richie wollte sein erstes, echtes Solo-Album. Das Schreiben ging dem Routinier leicht von der Hand, schnell waren zehn Songs zusammen. Bei einem bestimmten Song erinnerte sich Lionel Richie an seine Jugend. In einem Interview verriet er: „Ich war der schüchternste Junge auf der Welt. Ich konnte nicht Football spielen, für Basketball war ich zu klein, fürs Laufen zu langsam. Wannimmer ein hübsches Mädchen an mir vorbeilief, dachte ich ‚Hallo, suchst du zufälligerweise mich?‘ Ich habe das natürlich nicht laut gesagt. Der Song ist also aus den Augen des schüchternsten Menschen der Welt entstanden.“
Klar, es geht um "Hello". Doch während der Arbeit an dem Lied beginnt Lionel Richie zu hadern. Mehr als ein paar Takte und eine grobe Idee sind es zunächst nicht. Irgendwie erscheint ihm der Song zu kitschig. Klar, der Mann ist ein Experte für starke Balladen, aber hier hat er echte Zweifel. Lionel Richie sitzt am Klavier und singt die gleichen Zeilen vor sich hin: "Hello - is it me you're looking for?"
Dann kommt sein Co-Producer zur Tür herein. Er hört, wie Lionel Richie an dem Lied arbeitet und ist sofort begeistert: "Diesen Song musst du unbedingt fertig schreiben! Das wird ein Hit!"
Am Ende entscheidet Lionel Richie, dass das Lied nicht auf sein Album kommt – und das ist auch nicht schlimm. Denn sein Debüt, das so heißt wie er selbst, wird – wie alles, was er zu dieser Zeit anfasst – ein Erfolg. Gleich die erste Single "Endless Love" ... ein Nummer-Eins-Hit. Die zweite Nummer, "Truly", landet ebenfalls an der Chartspitze. Und die weiteren Auskopplungen werden allesamt Top-10-Hits. Und das Album verkauft sich fast fünf Millionen Mal.
1983 arbeitet Lionel Richie schon an seinem nächsten Album. Angeblich lassen weder sein Producer James Carmichael noch Lionel Richies damalige Frau Brenda locker. Sie überzeugen ihn, die Ballade dieses Mal auf jeden Fall auf die Tracklist zu nehmen. Und tatsächlich wird "Hello" das achte und letzte Lied auf Lionel Richies zweitem Solo-Album "Can't Slow Down" – und natürlich wird es ein Hit.
Natürlich braucht eine starke Ballade auch ein starkes Video. Für einen Superstar wie Lionel Richie kommt da natürlich nur die absolute A-Liga der Regisseure in Frage. Die Wahl fällt auf den Werbefilmer Bob Giraldi, der gerade erst mit Michael Jacksons "Beat It"-Video für Furore gesorgt hat.
Bob Giraldi hat eine ganz besondere Idee für die Handlung seines Films. Lionel Richie soll einen Lehrer spielen, der sich in eine blinde Schülerin verliebt. Sie besucht einen Töpferkurs. Im Laufe des Songs stellt der Lehrer fest, dass sie ein perfektes Abbild seines Kopfes getöpfert hat... Schon während der Dreharbeiten soll Richie sich beschert haben: "Diese Story hat absolut keinen Bezug zu meinem Song!"
Das Werk wird später bei einer Umfrage des britischen Musik-TV-Senders The Box zum "schlechtesten Musikvideo aller Zeiten" gewählt. Ob gelungen oder nicht, ob Kitsch oder Kunst – das müsst ihr für Euch selbst entscheiden. Klar ist: Nicht nur die ersten Takte und die Titelzeile des Hits sind zu einer Art "Kulturgut" geworden – auch Lionel Richie als Lehrer, der zum Telefon greift und ein "Hello" in die Leitung haucht, sind Teil der 80er-Musikvideogeschichte geworden.
Jahr: 1983
Länge: 4:06
Album: Can’t Slow Down
Label: Motown
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!