Mike Oldfield (2006)
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Mike Oldfield (2006)
04.11.2025

Mike Oldfield live, aber ohne Mike Oldfield

"Tubular Bells" wird 50 und das wird groß gefeiert, allerdings erstaunlicherweise ohne den Schöpfer. Dafür soll Mike Oldfield angeblich 2026 wieder ins Studio gehen.

Blondie mit Atomic

ALTERNATIVE

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Ein eigenes Radio für den coolen Sound der 80er – Abseits vom Mainstream. Mit Madness, The Cure, Talking Heads, The Jeremy Days und vielen mehr.


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Was plant Mike Oldfield im Jahr 2026?

Es klingt wie ein Paradox: Eine große Jubiläumstour zum 50. Geburtstag von „Tubular Bells“, dem legendären Debütalbum, das 1973 die Musikwelt in Staunen versetzte – und der Mann, dessen Name auf den Plakaten prangt, bleibt daheim. Während Fans also die Chance haben, „Tubular Bells“ und Klassiker wie „Moonlight Shadow“ live zu hören, fehlt der Maestro Mike Oldfield selbst auf der Bühne. Stattdessen dirigiert und arrangiert ein alter Weggefährte: Robin A. Smith. Natürlich brodelt die Gerüchteküche trotzdem (oder deswegen) weiter. In kleineren Blogs und Foren wird gemunkelt, Mike Oldfield habe sich noch einmal ins Studio zurückgezogen. Bestätigt ist davon – wie so oft – rein gar nichts. Der Mike Oldfield-Fan weiß: der scheue Star schweigt lieber. Und zwar so konsequent, dass man manchmal das Gefühl hat, er habe das „no comment“ erfunden. Ob da also wirklich eine neue Platte entsteht oder nur die Fantasie der Fans überkocht, bleibt komplett unklar.

Mike Oldfield ft. Maggie Reilly - Moonlight Shadow (Official Video)
Mike Oldfield ft. Maggie Reilly - Moonlight Shadow (Official Video)

Die 80s: Oldfields Balanceakt zwischen Avantgarde und Pop

In den 80s schaffte Mike Oldfield den Spagat, seine oft verkopften Instrumentalkompositionen radiotauglich zu machen. 1980 startete er mit „QE2“, zwei Jahre später folgte „Five Miles Out“. Der ganz große Knall kam 1983: „Crises“, das Album mit „Moonlight Shadow“.

Maggie Reillys Stimme trug Oldfield in die Charts, und plötzlich liefen seine Songs nicht mehr nur auf Nischenradios, sondern im Mainstream. Die Erfolgsformel wiederholte er 1984 auf „Discovery“ – mit „To France“ schuf Mike Oldfield erneut einen Ohrwurm, weit entfernt von seinen 70er Experimenten. So wurde Mike Oldfield in den 80ern so etwas wie ein doppeltes Phänomen: Auf der einen Seite der Exzentriker mit Faible für minutenlange Instrumentalpassagen, auf der anderen Seite der Hitlieferant, der mit Maggie Reillys Stimme den Nerv der Zeit traf.

Unter all den Hits der 80er gibt es einen Song, der vielleicht am meisten unterschätzt wird: „Foreign Affair“, ebenfalls auf „Crises“ erschienen. Der Track wirkt zunächst unscheinbar, aber seine Struktur ist fast visionär. Er wiederholt Motive in einer so konsequenten Schleife, dass man beim Hören schon spüren kann: Das hier ist der Sound von morgen. Ein Vorbote für Techno, noch bevor irgendjemand wusste, dass man dieses Wort einmal für eine ganze Jugendbewegung benutzen würde.

2009 bekam „Foreign Affair“ dann eine zweite Karriere, als Trance-DJs den Song neu aufgriffen und ihn ins elektronische Zeitalter holten. Plötzlich tauchte Oldfields repetitiver Minimalismus zwischen Pump-Bässen und Clubbeats auf – und klang, als sei er genau dafür gemacht gewesen. Es war der Moment, in dem klar wurde: Mike Oldfield war nicht nur ein Mann der 70er und 80er, er hatte die DNA von Techno längst im Blut, nur niemand hat’s gemerkt. Auf YouTube gibt es mittlerweile zig Fans, die den Song remixen, verlängern und neu aufnehmen.

Heute schon für den 80s80s Countdown abgestimmt?

Tubular Bells Reimagined   Robin A  Smith
Tubular Bells Reimagined Robin A Smith

Robin A. Smith – der Mann hinter dem Mann

Wenn Mike Oldfield also 2026 nicht selbst die Bühne betritt, dann liegt das Vertrauen bei Robin A. Smith. Der britische Pianist, Dirigent und Arrangeur ist seit den 1990ern eng an Mike Oldfields Seite. Er dirigierte die großen Tubular Bells-Shows, war bei den Olympischen Spielen 2012 in London mit im Boot und versteht es, Mike Oldfields komplexe Partituren so umzusetzen, dass sie live überhaupt ich sind.

Robin A. Smith ist damit so etwas wie der musikalische Stellvertreter. Kein Double, sondern eher ein Interpret, der Mike Oldfields Ideen in die Gegenwart holt. Ohne ihn gäbe es die aktuelle Jubiläumstour schlicht nicht. Unter dem Titel Tubular Bells – The 50th Anniversary Celebration tourt das Ensemble durch Europa.

Gespielt werden nicht nur die Originalwerke, sondern auch „Tubular Bells II und III“, plus Hits wie „Moonlight Shadow“. Das Ganze ist mit großem Ensemble aufgezogen, orchestrale Opulenz trifft auf Rockband – genau in Mike Oldfields Sinne, auch wenn er selbst nicht auf der Bühne steht.

In Städten wie Wien oder Linz wird sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Mike Oldfield nicht dabei ist. Die Frage nach der Authentizität drängt sich auf: Darf man von „Mike Oldfield live“ sprechen, wenn Mike Oldfield selbst fehlt? Die Veranstalter sagen ja – schließlich sei seine Musik das Herzstück. Mike Oldfield live – das geht 2026 vermutlich nur ohne Mike Oldfield.

Mike Oldfield - Shadow On The Wall (Official Video)

Mike Oldfield - Shadow On The Wall (Official Video)
Mike Oldfield - Shadow On The Wall (Official Video)
Folge 95 | 12.02.2024 | 7:24

Mike Oldfield - Shadow on the Wall

Musiker sind manchmal anscheinden ganz schön dünnhäutig – zumindest Mike Oldfield. Denn als der 1983 mit dem Rocksänger Roger Chapman im Studio steht, nutzt er die Gelegenheit, um eine alte, offene Rechnung zwischen den beiden Männern zu begleichen. Was der Song “Shadow on the Wall” damit zu tun hat, hört ihr in dieser Folge.

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