United Balls: Wo sind die Pogo-Helden?
Drei Akkorde, ein Hit für die Ewigkeit – und dann? Die NDW-Helden United Balls sind seit zehn Jahren von der Bühne verschwunden.
Drei Akkorde, ein Hit für die Ewigkeit – und dann? Die NDW-Helden United Balls sind seit zehn Jahren von der Bühne verschwunden.
Wenn es eine 80er-Band gibt, deren Name allein schon gute Laune macht, dann sind es United Balls. Und ja – wir vermissen sie. Vermissen den schrägen Humor, das Augenzwinkern, den "Pogo in Togo"-Spirit. Diese Münchner Band war mehr als nur ein One-Hit-Wonder der NDW-Zeit – sie war ein Versprechen auf tanzbare Eskalation, auf Mitsingen mit Haltung, auf Gitarrenriffs mit Augenzwinkern. Und nun? Seit knapp zehn Jahren kein Auftritt mehr. Kein "Strolche!"-Sprechchor, keine Ukulele von Gabriel "Gabor" Laszlo, kein Horst Lindhofer-Solo, kein Harry Kulzer mit Akkordeon. Dabei war ihr Sound doch gerade wieder so richtig in Fahrt.
Gegründet 1973 – da war an die NDW noch nicht zu denken. Alles begann als Schülerband am Münchner Gisela-Gymnasium. Erst Teen Quo Vadis, dann U-Bahnschacht, irgendwann kurz und knackig UBS. Und weil man in den 70ern irgendwann auch international klingen wollte, entstand der Name: United Balls. Schrill, absurd, irgendwie genial. Sicher haben ein paar Punk-Bands diesen Geniestreich bewundert.
1980 dann der Durchbruch: Im legendären Schwabinger Rigan-Club entdeckt und vom Produzenten Jörg Evers unter Vertrag genommen. Der produzierte auch gleich ihren ersten und größten Hit: "Pogo in Togo" – ein NDW-Klassiker, der noch heute auf keiner 80er-Party fehlen darf. Platz 24 in den deutschen Charts, und gefühlt Platz 1 in jeder Turnhalle mit Diskokugel.
Auch wenn man sie oft nur auf ihren größten Hit reduziert – die Diskografie der Band spricht eine andere Sprache. Fünf United Balls-Alben zwischen 1981 und 2011, darunter Perlen wie "Lieder fremder Völker" und "Maybe Tomorrow but Better Tonight". Mal deutsch, mal englisch, mal NDW, mal Gitarrenpop. Und live? Immer eine Eskalation mit Ansage. Die Mischung aus Punk-Attitüde, Blödel-Chor und musikalischer Ernsthaftigkeit machte ihren Charme aus. Die Sportfreunde Stiller haben "Pogo in Togo" gecovert, kein Wunder, der Song hat zeitlose Power. In der NDW-Zeit surften sie auf derselben Welle wie Fehlfarben oder Extrabreit, nur mit einem Extra-Schuss Absurdität und Münchner Subkultur.
1993 verlässt Sänger und Komponist Harry Kulzer die Band. Doch das sollte nicht das United Balls-Ende sein. 2005 das erste Comeback im Atomic Café. 2011 dann sogar ein neues Album in Originalbesetzung. Und dann, Anfang der 2010er: Ein kleiner, aber feiner Neuaufbruch. Drei Mann – Harry Kulzer, Gabriel Laszlo und Horst Lindhofer – proben aus der Not zu Dritt. Thomas Richter? Der war mal im Sudan, mal in Nepal, oder zählte Wellen in Nizza.
Doch siehe da: Es funktionierte. Sogar brillant. Weniger Ballast, mehr Fokus. Harry Kulzer spielt Bass, Keyboards, Akkordeon, Gabor Laszlo singt und zupft Ukulele, Horst Lindhofer glänzt an Gitarre. 2013 im Backstage München das erste Konzert in neuer Formation. Die Fans? Begeistert. Das Feedback? "Besser als je zuvor." Dann das legendäre Tollwood-Konzert in München: Mitsingende Massen, wackelnde Zeltplanen, beschlagene Kameras. Es folgten weitere Gigs, wieder im Backstage, 2014 sogar in der größeren Halle. Das Repertoire: neu, rockig, druckvoll. Aber die United Balls-Klassiker – "Pogo in Togo" und "Strolche" – wurden gefeiert wie Hymnen.
Im Jahr 2016 spielten United Balls ihr bislang letztes Konzert – erneut in München. Brechend voll, mit Gänsehautmomenten, ewigen Zugaben und dem Gefühl: Das war nochmal ganz großes Kino. Nur wusste damals niemand, dass es das letzte Mal sein sollte.
Seitdem ist es still um die United Balls geworden. Auf ihrer eigenen Webseite schreiben sie offen: Man weiß nicht, ob und wann es weitergeht. Gabor Laszlo und Horst Lindhofer werkeln an neuen Songs. Harry Kulzer und Thomas Richter wollen auch wieder gemeinsam Musik machen...
United Balls waren nie die lautesten, aber immer die originellsten. Sie kombinierten musikalisches Können mit anarchischer Energie, bayrischem Schmäh mit Weltoffenheit, und sie schufen Hymnen, die immer auch ein Augenzwinkern trugen. Ihre Konzerte waren kein bloßes Abspielen von Hits, sondern Erlebnisräume, in denen alles passieren konnte. In einer Zeit, in der viele 80er-Helden zurückkehren, wäre ein Comeback der United Balls nicht nur willkommen, sondern überfällig.
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