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The Sound of Frankfurt
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The Sound of Frankfurt
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Der Sound of Frankfurt

Von Italo Disco bis Techno: Der Sound of Frankfurt prägte ab Mitte der 80er die elektronische Tanzmusik. Wie eine hessische Stadt in den 80ern musikalisch den Ton vorgab.

Kim Wilde mit Cambodia

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Wie Frankfurt in den 80ern den elektronischen Sound prägte

Wenn man sich anschaut was Anfang bis Mitte der 80er an Musikrichtungen weiterentwickelt wurden oder gestartet sind, merkt man schnell: Die 80er waren enorm relevant für elektronische Musik und vor allem für elektronische Tanzmusik.

Italo Disco, EBM, Wave, Chicago-House, Detroit-Techno, High Energy, Freestyle, auch Hip-Hop und Elektro - in den 80s entstand ein riesiges Universum an verschiedenen Stilen und Ausrichtungen, die die neuen technischen Errungenschaften wie Synthesizer, Keyboards und Drum-Machines auf den Dancefloor brachten.

Ein relevanter Teil der Entwicklung war das lokale Phänomen des „Sound of Frankfurt“ - auf vielen einschlägigen Vinyl-Samplern auch als „Frankfurt Beat“ bekannt. Bleiben wir aber beim Sound of Frankfurt und der Abkürzung „SoF“. Beeinflusst von EBM und Italo Disco und geprägt von lokalen, technoaffinen DJs und Producern, die dem elektronischen Dance-Sound einen ganz eigenen unterkühlten Anstrich gegeben haben.

Wir schauen auf diese Protagonisten, auf Projekte, Bands und Künstler, die daraus hervorgegangen sind. SoF gilt auch als Schnittstelle für die Entwicklung von Techno in Europa, nachdem US-Städte wie Detroit und Chicago bereits seit Beginn der 80er den Ton vorgegeben hatten – allerdings auch wiederum inspiriert vom frühen technischen Sound Europas wie eben EBM (DAF 1981) oder zu Beginn auch von Kraftwerk (seit den 70ern). 

Der SoF beschreibt somit eine Vielzahl musikalischer Strömungen innerhalb der elektronischen Tanzmusik, die in den mittleren/späten 1980er und 1990er Jahren im Raum Frankfurt am Main, im Rhein-Main-Gebiet und später auch international an Bedeutung gewannen.

Surrender
Surrender

Wie ging das alles los mit dem „Sound of Frankfurt“ (SoF)?

Das ist die Geschichte: Ursprünglich bezog sich der Ausdruck „Klang von Frankfurt“ auf eine musikalische Richtung, die stark von Hi-NRG und Italo Disco beeinflusst war. Diese Entwicklung begann um 1984 mit Bands wie Two Of China („Telk Mee“), Axodry („Surrender“, You“), Moskwa TV („Tekno Talk“) und MCL („Communicate“).

Heute schon für den 80s80s Countdown abgestimmt?

Moskwa TV - Tekno Talk (m m m mix)
Moskwa TV - Tekno Talk (m m m mix)

Hier fallen überall vor allem zwei Producer/Songwriter auf, die bis heute bekannt sind

RaHen und Talla 2XLC, die im Raum Frankfurt aktiv waren, inspiriert von ersten elektronischen Dancehits wie das italienisch/US-amerikanische Projekt Klein & M.B.O. „Dirty Talk (1982 von Tony Carrasco) oder Charlies „Spacer Woman“ (1983). Es kursiert ja auch die Legende, dass Talla 2XLC (Andreas Tomalla) in Frankfurt in einem Plattenladen gejobbt hat und dabei alle Platten aus dem elektronischen Bereich in eine Ecke sortiert hat und diese Ecke mit "Techno" benannt hat, womit eben jener Begriff entstanden sein soll...Welch ein Mythos! Jedenfalls taucht dieses Wort wieder auf in dem 1985er Track „Tekno Talk“.

Where are you 16BIT (Original)
Where are you 16BIT (Original)

Außerhalb einschlägiger Clubs gab es nicht viel Gelegenheit diese Entwicklung wahrzunehmen, oder ihr zu folgen

... wenn da nicht die ein oder andere mutige, innovative Radioshow gewesen wäre. Der SoF wurde so maßgeblich durch die beliebte hr3-Radiosendung „Sounds vom Synthesizer“ geprägt, moderiert von Rainer Sauer, einem Frankfurter Journalisten und Elektro-Musiker. Diese Sendung, die zwischen 1983 und 1986 lief, wurde zu einem Kult-Phänomen und war für die aufstrebende Rhein-Main-Techno-Szene sowie den SoF eine wichtige Plattform.

Im Archiv der Sendung sind noch heute Aufnahmen von Künstlern wie Couleur Trois, Okay!, Michael Münzing und Talla 2XLC zu finden. Michael Münzing und Luca Anzilotti gründeten 1986 mit ihrem Label Logic Records die Gruppe 16 Bit („Where Are You“), an der auch Sven Väth beteiligt war.

Später ab 1990 war vor allem die hr-Clubnacht ausschlaggebend für die Verbreitung und den Erfolg der frühen Techno-Künstler/Szene. Münzing, Anzilotti und Väth waren außerdem an dem Projekt OFF beteiligt, das mit dem Hit „Electrica Salsa“ seinen größten Erfolg feierte.

Sven Väth - Dorian Gray (17.03.87)
Sven Väth - Dorian Gray (17.03.87)

Vom Vogue zum Omen: Frankfurts Clubs erobern die Welt

Nach ihren ersten Erfolgen zogen sich Michael Münzing und Luca Anzilotti zunächst zurück, da Sven Väth 1987 ins Dorian Gray wechselte. Während dieser Zeit arbeiteten sie an einem neuen Sound, der später als Eurodance berühmt wurde. Mitte 1988 erwarben Väth und Münzing gemeinsam mit Mathias Martinson den Frankfurter Club Vogue, der damals in einer ehemaligen Parkgarage ohne Klimaanlage als Diskothek diente.

Nach einem umfassenden Umbau öffnete die Location im Oktober 1988, während des Höhepunkts des Acid House, unter dem Namen Omen und schrieb damit ein neues Kapitel in der globalen Clubgeschichte. Für Michael Münzing und Luca Anzilotti bot das Omen auch die Gelegenheit, ihre neuen Tracks vor einem Disco-Publikum zu testen und weiterzuentwickeln.

Da die Clubs in Frankfurt auch als Geburtsstätten des Techno gelten, wird der Begriff „Sound von Frankfurt“ häufig mit dem Aufstieg der elektronischen Musik in den 1990er Jahren verbunden, insbesondere mit dem trance-inspirierten Sound und dem Lebensgefühl dieser Zeit. Labels wie Eye Q Records, Harthouse und Frankfurt Beat Productions gelten als prägend für diesen Stil und für die folgenden Techno-Jahre der 90er. 

Aber der sogenannte „Sound of Frankfurt“ war nicht nur in den bekannten Top-Clubs wie dem Dorian Gray, dem Omen oder der Music Hall präsent, sondern auch in zahlreichen Locations im Umland.

In dieser Zeit (vor allem Ende der 80er bis in die 90er) gab es über die genannten Namen hinaus eine Vielzahl erfolgreicher DJs aus dem Rhein-Main-Gebiet, darunter Namen wie Dag, Andy Düx, Pascal FEOS, R-Damski, Taucher, Marc Spoon, u.v.m.

Zudem entstanden zahlreiche Labels wie ZYX, Logic, AMV/Discomania, Boy Records, Muzic Research, Force Inc., Abfahrt, Overdrive und Harthouse. Die Szene wurde durch spezialisierte Plattenläden wie Boy Records in Wiesbaden und Frankfurt sowie durch Fanszines wie Frontpage und Groove ergänzt.

Sub Berlin - The Story of Tresor (Documentary)
Sub Berlin - The Story of Tresor (Documentary)

Der „Sound of Frankfurt“ wurde zum Startschuss für die Technoszene der 90er

Viele der genannten DJs verließen nach dem 80er-Jahrzehnt ihre hessische Heimat und legten vermehrt in Berlin auf. Berlin brachte die Loveparade, bekannte DJs wie Westbam (und das Label Low Spirit) sowie legendäre Clubs wie Tresor, Walfisch und E-Werk hervor. Doch keine andere Stadt in Deutschland konnte bereits seit Mitte der 80er eine so kreative Szene und ein so engmaschiges Netzwerk wie Frankfurt vorweisen. Frankfurt am Main gilt daher als eine der wichtigsten Geburtsstätten des Techno in Deutschland und als Motor für die weitere Entwicklung der Szene.