22.01.2021

Oh là là: Bryan Ferry-Hype in Frankreich

Eine Doku über den Pop-Gentleman Bryan Ferry bricht alle Rekorde. Jetzt noch schnell ansehen!

Talking Heads mit Road To Nowhere

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Bryan Ferry
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Bryan Ferry

Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet eine Dokumentation über den Roxy Music-Sänger Bryan Ferry mausert sich in Frankreich zu einem Doku-Hit. Der Gentleman unter den Pop-Musikern trifft dort scheinbar einen Nerv, berichtet zumindest die Zeitung Le Monde auf ihrer Webseite. Im designbegeisterten Frankreich ist der Dandy Bryan Ferry seit Dekaden eine Style-Ikone. Le Monde spricht von bemerkenswerten Abrufzahlen der Doku von Catherine Ulmer Lopez, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen.

Was bei den westlichen Nachbarn grade zu Hype wird, geht bei uns leider etwas unter. Denn die Dokumentation ist eine Produktion des Senders Arte, und somit auch in Deutschland zu sehen, wo aber bisher noch keine Welle der Begeisterung aufkam. Schade.

Nun bleiben den Fans in Deutschland noch knappe drei Wochen, denn dann verschwindet diese Perle wieder von der Webseite. Hier gibt es die Dokumentation "Bryan Ferry: Don't Stop the Music" noch bis 8.2.2021 zu sehen.

Eine knappe Stunde taucht der Sender in die persönliche Geschichte von Bryan Ferry ab, beschreibt die glückliche Kindheit und frühen Versuche Künstler zu werden. Die Doku versucht dabei den Fokus auf Bryan Ferry zu behalten. Dafür muss seine Band Roxy Music etwas in den Hintergrund rücken. Das wirkt bisweilen etwas unbeholfen.

Bryan Ferrys musikalischer Sparringpartner Brian Eno wird nahezu aggressiv verdrängt: Brian Eno bekommt in fast einer Stunde Doku nur eine Großaufnahme. Bei aller Konzentration auf Bryan Ferry: das kann man dem musikalischen Genie Brian Eno nicht antun. Zumal Brian Eno am Erfolg von Roxy Music mindestens den gleichen Anteil hatte wie Bryan Ferrys. So umschifft die Doku das Thema Roxy Music halbherzig. Aber statt dann die Solo-Erfolge von Bryan Ferry in den 80ern ausgiebig zu thematisieren, werden die 80ern unverhältnismäßig schnell, fast hektisch, abgefeiert. Obwohl ein sehr großer Teil des verwendeten Bildmaterials ja genau aus dieser Zeit stammt.

Weitere kleine handwerkliche Fehler stören etwas. So beschäftigt sich die Doku ausgiebig mit Bryan Ferrys Liebe für Fahrräder. Immerhin arbeitete er zeitweilig sogar in einer Fahrrad-Manufaktur. Aber Catherine Ulmer Lopez schafft hier keinen Brückenschlag zur Musik. Dabei gibt es natürlich eine Vielzahl von Musikern, die bekennende Radfahrer waren und sind. Kaum ein Sport feiert den Rhythmus so sehr wie das Radfahren. Die Band Kraftwerk hat diesem Zusammenhang ein ganzes Album gewidmet. Den Musiker Bryan Ferry und den Radfahrer Bryan Ferry nicht zusammenzubringen, das ist eine weitere Schwäche der Dokumentation.

Was Catherine Ulmer Lopez hingegen sehr gut gelingt, ist die Gegenwart im Leben von Bryan Ferry einzufangen. Zu zeigen, wie Bryan Ferry seine eigene Musik in die Gegenwart unterbringt. Denn Bryan Ferry schreibt zwar noch immer neue Songs, aber er ist besonders aktiv im Wiederbeleben alter Kompositionen. Er hat viele seiner Songs als Jazz-Stücke aufgenommen. Er arbeitet mit DJs und fertigt Remixe der Klassiker.

Er spricht davon, dass die Qualität der alten Stücke so erst Lage für Lage richtig rausgearbeitet wird. Bryan Ferry endet nicht bei seinen eigenen Stücken. Vor wenigen Jahren nahm er auch den Robert Palmer-Klassiker "Johnny And Mary" mit dem DJ Todd Terje aus Norwegen neu auf und bekam dafür sehr viel Zustimmung sowohl bei den 80er-Fans als auch in der Club-Szene. Klar ist: Bryan Ferry braucht aktuell in Deutschland noch ein bisschen mehr Anerkennung, die er in Frankreich und anderen Ländern längst hat. Diese Doku kann dabei nur helfen.