80s80s Breakdance: Straßenkultur
IMAGO / Everett Collection
80s80s Breakdance: Straßenkultur

80s80s BREAKDANCE: Straßenkultur

Die Gangkultur in New York war die Brutstädte für einen Tanz, der eine Alternative zur Waffengewalt werden sollte. Wo entstand Breakdance?

Ollie & Jerry mit Breakin'...There's No Stopping Us

BREAKDANCE

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Ollie & Jerry mit Breakin'...There's No Stopping Us
Die New Yorker Skyline im Jahr 1986
IMAGO / United Archives
Die New Yorker Skyline im Jahr 1986

New York in den 80ern: das war eine gefährliche Stadt

Gangs trieben ihr Unwesen und die Kriminalität lief völlig aus dem Ruder. Die Stadterneuerung war zum Erliegen gekommen, denn die Eliten (bis runter zur Mittelklasse) fuhren für die Arbeit nach Manhattan und danach zurück in die neuen Suburbs. Insbesondere die nördliche Innenstadt war geprägt von Armen, Alten und Arbeitslosen. Das Durchschnittseinkommen fiel ins Bodenlose und die älteren Bauwerke verwandelten sich in Ruinen. Ein Film, der den baulichen Zustand von New York in den 80ern sehr gut zeigt ist der etwas klamaukige "Das Wunder in der 8. Straße" aus dem Jahr 1987.

Aber anders als im Film waren Investoren nördlich des Central Parks nicht anzutreffen. In den Central Park zu gehen, das war, insbesondere am Abend, praktisch konkludentes Verhalten für den Wunsch überfallen zu werden. Wer keine Gang im Rücken hatte, mied diese Bereiche der Stadt.

Unser Bild von der Gang-Kultur New Yorks war in den 80ern geprägt von einem Film, der tatsächlich Ende der 70er erstmalig in den Kinos lief: "Die Warriors" von Walter Hill. Im Film wird New York von diversen Banden regiert. Diese schrillen Truppen haben feste Regeln und Gebiete. Im Film verfügen sie zudem über ein stadtweites Piratenradio. Die Gang der Warriors wird nach einem großen Treffen der Gangs beschuldigt einen Mord begangen zu haben. Daher werden sie von allen Gangs der Stadt gejagt. Das Problem: nun müssen die Warriors den ganzen Weg vom nördlichen Ende der Bronx zurück nach Coney Island im südlichen Brooklyn zurücklegen. Also 50 Kilometer durch Feindesland.

New York in den 80ern, wie war das überhaupt?

The Warriors (1979) ORIGINAL TRAILER [HD 1080p]
The Warriors (1979) ORIGINAL TRAILER [HD 1080p]

"Die Warriors" wurde in den USA 1979 in die Kinos gebracht

Allerdings kam es bei den Vorführungen zu diversen Zwischenfällen. Gangmitglieder, die den Film sehen wollten, gerieten in Streit. Es gab sogar Todesfälle. Der Filmverleih entließ die Kinos aus ihren vertraglichen Verpflichtungen den Film zu zeigen und reduzierte das Marketing. Ein Filmstart mit angezogener Handbremse.

In Deutschland lief "Die Warriors" über den Jahreswechsel 1979-1980. Auch hier wurde der Film eher langsam zum Kultfilm. Aber er prägte die hiesige Vorstellung vom New York nachhaltig.

New York: Brooklyn Bridge mit Blick auf Manhattan (1986)
IMAGO / BRIGANI-ART
New York: Brooklyn Bridge mit Blick auf Manhattan (1986)

Die besagten Armen, Alten und Arbeitslosen hatten keine Alternativen

Die Suburbs waren für sie wirtschaftlich nicht erreichbar, also brachte der wirtschaftlich Niedergang der Stadt noch härtere Verteilungskämpfe mit sich. Es ging um Drogen, Schutzgeld und Prostitution. Letztlich wurde um die Macht auf der Straße gekämpft. John Carpenter und Walter Hills haben das im Film "Die Klapperschlange" 1981 überspitzt dargestellt: Die Kriminalitätsrate in den USA ist dabei so uferlos geworden, dass Manhattan in ein riesiges Hochsicherheitsgefängnis verwandelt wird. Der Film kanalisiert dabei die Sicht der Mainstreamamerikaner auf New York: "diese Stadt ist längst Beute der Gangs".

Nun kann man keine Gewaltspirale endlos weiterdrehen. Irgendwann sein die Opferzahlen einfach zu substanziell. In zahlreichen Interviews sagen die HipHop-Künstler der frühen 80er über ihre Heimat New York, dass die Jugendlichen ab einem gewissen Punkt so viel persönliches Leid erlebt hatten, das Waffengewalt in Frage gestellt wurde. Statistisch gab es in Harlem seinerzeit keine Familie, die nicht mindestens ein Opfern von Waffengewalt betrauerten. Das war die Geburtsstunde von HipHop und Breakdance - eine Alternative zur Gewalt der städtischen Straßen-Gangs.

Frühe Breakdancer waren durchaus harte Burschen, das Posing oft eine gezielte Provokation. Körperliche Kraft sollte vorgeführt werden. Der Krieg der Straße wurde mit anderen Mitteln weitergeführt, viel weniger blutig und natürlich eine ästhetische Wonne. Es gibt einen unbestreitbaren Zusammenhang zwischen den Gangs und HipHop-Kultur und Breakdance. Ein großer Teil der HipHop-Musiker kommt (bis heute) "von der Straße".

Die Probleme in den besagten Stadteilen von New York haben sich verändert. Ab Ende der 80er Jahre kam es zu einer anderen Wahrnehmung des städtischen Raums. Die Yuppies meldeten sich zurück in Manhattan, es kam zu einer beispiellosen Säuberung der Stadt. Der Breakdance war da schon von der Straße in die Tanzstudios und Kinos gewechselt.

Kid Frost - La Raza (Official Video)
Kid Frost - La Raza (Official Video)

Die Westküste als neue Brutstädte der Gangkultur

Während sich New York sehr verändert hat, und Subkultur verdrängt wird, sind es die Problemviertel der Westküste, die als neue Brutstädte der Gangkultur gelten. Los Angeles ist keine Stadt im engeren Sinne, eher eine weite, bebaute Fläche.

So kommt es auch, dass Stadteile von Los Angeles bis heute nicht gentrifiziert wurden - in L.A. gibt es einfach genug Raum: Lynwood, Inglewood und South Central erlebten nie den Modernisierungsschub der nördlichen Stadtteile von New York. Aber seit den 80ern hat hier auch eine Verschiebung der kulturellen Einflüsse stattgefunden.

Die massive Zuwanderung aus Lateinamerika hat auch die Gangs verändert. Während früher Bloods gegen Crips kämpften, sind es nun Gangs wie Mara Salvatrucha (MS-13), die Angst und Schrecken verbreiten. Diese Gangs haben ab den späten 80ern enge Verbindungen zum Chicano HipHop. Ein gutes Beispiel dafür ist Kid Frost, der in den 80ern Breakdance-Songs veröffentlichte, und ab 1990 Chicano HipHop produziert.

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