Sting "Englishman in New York"
Sting steckte Mitte der 80s in einer Krise: Ehe kaputt, die Bandkollegen nerven. Doch ein Filmkollege wir zu einem väterlichen Freund und rettet ihn. Zum Dank widmet ihm Sting einen mutmachenden Song.
Sting steckte Mitte der 80s in einer Krise: Ehe kaputt, die Bandkollegen nerven. Doch ein Filmkollege wir zu einem väterlichen Freund und rettet ihn. Zum Dank widmet ihm Sting einen mutmachenden Song.
Oktober 1984. Shepperton Studios in der Grafschaft Surrey, England. Der Sänger Sting gibt Paula Yates ein Interview für The Tube auf Channel 4. Während bei Top of the Pops vor allem die Mainstreams-Charts abgefeiert werden, gilt The Tube als coole, mutige und offene Alternative für neue Talente und Musik.
Moderatorin Paula Yates ist die Freundin von Bob Geldof. Das Paar ist in England damals zumindest bei jungen Leuten so populär wie die Königsfamilie.
Schnell wird klar, dass Sting keine große Lust hat über Musik zu sprechen. Er will als Schauspieler ernst genommen werden und über seinen neuen Film "The Bride" sprechen. Der Frontmann von The Police liebäugelt mit einer Schauspielkarriere. Schon vor ein paar Jahren hatte sein Auftritt im Musikfilm "Quadrophenia" große Wellen geschlagen. Und seine Verkörperung des diabolischen Feyd-Rautha Harkonnen in "Der Wüstenplanet" sucht seinesgleichen. Und jetzt seine erste, echte Hauptrolle – eine Frankenstein-Verfilmung – zusammen mit der amerikanischen Schauspielerin Jennifer Beals. 80s-Fans kennen sie natürlich aus "Flashdance", damit war sie ein Jahr zuvor zum Superstar geworden ist. Doch "The Bride" hat allerdings ein echtes Problem: Das Drehbuch! Sting weiß das offensichtlich. Mit gepresster Stimme gibt er ausweichende Antworten. Er kommt unsympathisch rüber. Lust, sich nach diesem Interview den Film im Kino anzuschauen, dürften wahrscheinlich nur echte Fans haben.
Aber vermutlich ist es nicht nur der misslungene Film, der Sting damals zusetzt. Es sind keine einfachen Zeiten für ihn. Er ist Mitte 30 seine Ehe mit Frances Tomelty ist am Ende. Eine Affaire mit der besten Freundin seiner Frau führt im selben Jahr zur Scheidung. Und dann ist natürlich noch The Police. Die absolviert 1984 ihre letzte Tour. Das Sting keine Lust mehr auf seine Band hat, ist auch seinen Kollegen klar. Police-Schlagerzeuge Stewart Copeland drückt es damals deutlich aus: "Es gibt nur ein Arschloch in der Band, das 'The Police' nicht weiterführen will..."
Während so viele gegen ihn sind, ist einer auf seiner Seite. Am Set von "The Bride" findet Sting einen väterlichen Freund: Quentin Crisp. Der spielt in einer Nebenrolle im Film den Frankenstein-Assistenten Dr. Zahlus. Sting und Quentin Crisp verbringen am Set viel Zeit gemeinsam, sie werden gute Freunde. Für Sting eine wichtige Stütze in der Zeit der Krise.
Quentin Crisp ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ganz jung, er ist in seinen 70ern und eine Ikone der Schwulenbewegung. Und er ist Profi in Sachen schwierige Lebenssituationen. Als bekennender Schwuler geht Quentin Crisp nur geschminkt aus dem Haus. Anfang der 80er bedeutet das: Jeder Einkauf wird zu einem politischen Statement. Nach dem Filmdreh kehrt er zurück in seiner Wahlheimat New York. Dort ist die Szene durch das AIDS-Virus verunsichert.
Quentin Crisp äußert sich mit einem sehr umstrittenen Statement dazu. Er spricht von einer – Zitat “Medienhysterie” im Kontext mit dem Virus. Aber… die Krankheit ist keine Medienhysterie, sie ist tödliche Realität. Schwule Aktivisten sind bitter enttäuscht von Quentin Crisp. Der der ändert seinen Standpunkt zum Thema nie. Für Quentin Crisp, der sich nie versteckt, wird das Leben in New York jetzt noch viel mehr zum Spießrutenlauf. Homophobe Angriffe einerseits, Gewaltandrohungen aus der Szene andererseits. Dann kommt es zu einem schwerwiegenden Übergriff. Quentin Crisp wird verprügelt. Er ist schon Ende 70, als das geschieht.
Kurz darauf besucht ihn ein alter Freund: Sting. Ihn bewegt, dass Quentin Crisp sagt: "Ich wollte einfach nur sein, wer ich bin - und wurde dafür verprügelt".
Sting ist inzwischen erfolgreicher Solokünstler, feierte mit "Russians" und "If You Love Somebody Set Them Free" schon Charterfolge. Er macht seinem gebrechlichen und dennoch starkem Freund 1987 ein Geschenk. Er schreibt einen Song für und über ihn. Das Quentin auch nach Jahren in New York seinen britischen Akzent nie abgelegt hat, wird Teil des Song…
Anfang 1988 wird die Single "Englishman in New York" bei uns veröffentlicht... und sie wird ein Hit. In Deutschland bekommt die Single Goldstatus.
Als der Exzentriker Quentin Crisp dann 1999 im Alter von 90 Jahren an einem Herzinfarkt stirbt, gibt es eine Überraschung. Denn es wird bekannt, dass Quentin Crisp – entgegen seiner Aussagen zum AIDS-Virus - einen erheblichen Anteil seiner Einnahmen an AIDS-Stiftungen abgab - ohne jemals darüber zu sprechen: "It takes a man to suffer ignorance and smile, be yourself no matter what they say".
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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