Fine Young Cannibals planen 2025 ihr Live-Comeback in UK

1983, Birmingham: David Steele und Andy Cox sind noch Mitglieder der erfolgreichen Ska-Band The Beat, als sie durch einen simplen Telefonanruf aus allen Wolken fallen. Der Buchhalter ihrer Band will Details zu einem neuen Plattenvertrag klären – für ein Projekt, von dem David Steele und Andy Cox gar nichts wissen. Schnell wird klar: Die Sänger von The Beat haben heimlich General Public gegründet und lassen den Rest der Band einfach zurück.

Statt sich aufzuregen, starten: David Steele und Andy Cox selbst neu: Fine Young Cannibals ist geboren. Was fehlt, ist ein Sänger. Die Suche wird zur Geduldsprobe – über 500 Demos hören sie sich an. Nichts überzeugt. Bis sie sich an einen Saxophonisten der Band Akrylykz erinnern: Roland Gift. Und was für ein Glücksgriff! Der Mann sieht nicht nur gut aus, er klingt auch fantastisch. Seine soulige, leicht verschluckte Stimme wird zum Markenzeichen der Band.

Erfolge in Serie – Johnny, Elvis & ein bisschen Wahnsinn

1985 erscheint das Debütalbum "Fine Young Cannibals" – mit den Hits "Johnny Come Home" und einem überraschenden Elvis-Cover von "Suspicious Minds", gemeinsam mit Jimmy Somerville. Später dann der große Durchbruch: "She Drives Me Crazy" aus dem zweiten Album "The Raw & The Cooked" wird zum globalen Hit. Ein Song, der sich mit seinem Falsettgesang und der legendär knackigen Snaredrum bis heute frisch anhört – und sich 2019 durch einen Werbespot beim Super Bowl sogar wieder in die Charts katapultiert.

Das Fine Young Cannibals-Album geht weltweit auf die Eins, die Band erhält zwei Brit Awards. Ein echtes Pop-Phänomen, das sich trotzdem nie ganz dem Showbusiness hingibt – bei der Preisverleihung 1990 geben Fine Young Cannibals den Brit Award sogar zurück, weil sie nicht in einem PR-Termin mit Margaret Thatcher auftauchen wollen.

Während Roland Gift sich vorübergehend der Schauspielerei widmet, wollen David Steele und Andy Cox neue musikalische Wege gehen. Das Ergebnis: das fast vergessene, aber in der Szene hochgeschätzte Projekt 2 Men A Drum Machine And A Trumpet.

Die 1987 veröffentlichte Single "Tired Of Getting Pushed Around" ist ein echtes Frühwerk der House-Musik. Der Instrumentaltrack schafft es in UK immerhin auf Platz 18 der Charts – und wäre wahrscheinlich heute ein Club-Hit, wenn er gerade erst rauskäme. Die Drums stammen vom legendären Derrick May, einer der späteren Wegbereiter des US-House-Sounds.

Fun Fact: Das gesampelte Sprachzitat im Song – "Tired Of Getting Pushed Around" – stammt vom Schauspieler Robert Mitchum aus dem Film "Goldenes Gift" von 1947. Und an der Trompete ist übrigens Graeme Hamilton, der auch live mit den Fine Young Cannibals auftritt.

Feine Eskapaden: Joghurt, Rivalen & Retro-Chic

Nicht vergessen: Die Fine Young Cannibals waren nicht nur musikalisch auffällig. Eine legendäre Szene spielte sich 1986 beim MIDEM Festival in Cannes ab. Während Matt Bianco gerade einen Preis entgegennimmt, schüttet Gitarrist Andy Cox spontan einen Joghurt über Sänger Mark Reilly – und löst damit eine kleine Prügelei auf der Bühne aus. Die Moderatorin Désirée Nosbusch versucht zu schlichten: "No fight, no fight!" – Kult!