Deutsch-Österreichisches Feingefühl "Codo"
Ende der 70er komponiert Holger Biege einen Schlager, der in der DDR zum Hit wird. Später taucht seine Melodie in den westdeutschen Charts auf – in einer völlig neuen Version. Das gab Streit!
Ende der 70er komponiert Holger Biege einen Schlager, der in der DDR zum Hit wird. Später taucht seine Melodie in den westdeutschen Charts auf – in einer völlig neuen Version. Das gab Streit!
1979. Der Komponist und Musiker Holger Biege sitzt in seiner Ost-Berliner Wohnung an seinem Schreibtisch. Er arbeitet an neuen Songs für seinen Bruder, der unter dem Künstlernamen Gerd Christian einen riesigen Hit gelandet hat. Sein Song „Sag ihr auch“ verkauft sich unglaubliche eine Million Mal in der damaligen DDR.
Nach dem Erfolg der Single soll nun ein ganzes Album folgen. Holger Biege hat eine kreative Eingebung und entwickelt daraus den Song „Küss mich und lieb mich“. Der schmissige Schlager kommt bei seinem Bruder gut an, landet erst auf dessen Debüt-Album und dann in den Charts.
600 Kilometer weiter südlich in Österreich. Die Kabarettisten Joesi Prokopetz und Manfred Tauchen sitzen zusammen und arbeiten an neuen Ideen. Die beiden sind seit zehn Jahren ein kreatives Duo, das Joesi Prokopetz einmal so beschreibt: "Wir waren damals junge Burschen, die nicht viel arbeiten wollten und nur Lebenskunst leben wollten." Anfang der 80er beginnen die beiden, die ursprünglich vom Theater kommen, auch Songs zu schreiben. Auf der Suche nach Inspiration hören sie sich durch verschiedene aktuelle Hits. Schließlich stoßen sie auf einen Song, der in der DDR gerade rauf und runter läuft: Gerd Christians „Küss mich und lieb mich“.
Sie mögen den Song und nehmen eine eigene Version auf. Doch ihr Produzent ist von der „Spaß“-Version nicht sonderlich begeistert. Stattdessen vernetzt er die beiden mit einer Frau, die zu diesem Zeitpunkt ganz oben auf der Neuen Deutschen Welle surft...
Annette Humpe, damals Sängerin von Ideal. Die soll nach Wien eingeflogen werden, um mit Joesi Prokopetz und Manfred Tauchen zusammenzuarbeiten. Die beiden zweifeln jedoch daran, dass die erfolgreiche Musikerin aus dem coolen Berlin sie und ihr Lied ernst nehmen könnte. Sie sind überzeugt: „Wenn die das hört, fährt die eh gleich wieder nach Hause.“
Vor ihrer Ankunft nehmen sie noch schnell eine neue Version mit Gitarre und Kassettenrekorder auf. Annette Humpe lacht sich beim ersten Hören des Liedes schief und sagt: „Das find ich toll, das machen wir.“
Damit ist das deutsch-österreichische Projekt beschlossene Sache. Der Name? DAF – also Deutsch-Amerikanische Freundschaft – gibt es ja schon, also nennen sie sich DÖF: Deutsch-Österreichisches Feingefühl. Als die Plattenfirma beschließt, „Codo“ als Single auszukoppeln, halten die Macher das für eine Schnapsidee. Joesi Prokopetz sagt damals: „Das ist völlig falsch! Das ist so ein dummes und kindisches Lied, das wird niemand wollen und niemand spielen.“
Doch er irrt sich. „Codo“ passt perfekt in die Zeit: Science Fiction hat mit „E.T.“, „Major Tom“, „Star Trek“ und „Star Wars“ absolute Hochkonjunktur. Der Song düst an die Spitze der deutschen Charts und bleibt dort für fünf Wochen.
Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Denn Holger Biege, ihr erinnert Euch, der DDR-Songschreiber, der für seinen Bruder Gerd Christian Schlager komponiert, lebt inzwischen in Hamburg. 1983 bleibt er nach einem genehmigten Gastspiel in Westberlin und zieht dann in die Hansestadt um. Es gelingt ihm sogar, seine Familie nachzuholen. Und vielleicht war es so, dass er jetzt irgendwann das Radio einschaltet und seinen Ohren nicht traut! Dieses lustige Lied über einen Außerirdischen, der durch die Gegend und die westdeutschen Charts düst... das ist doch seine Melodie!
Was jetzt folgt, wird zu einem der größten Urheberrechtsstreits der 80er Jahre. Laut einiger Quellen soll sich Annette Humpe sogar über die „Ossis“ lustig gemacht haben, die gegen so eine Kopie – genauer gesagt ein Plagiat – eh nichts unternehmen könnten, weil ja der Eiserne Vorhang dazwischen hängt. Dass Holger Biege in die BRD übersiedeln würde, konnte sie nicht ahnen. Und Holger Biege? Der will das nicht auf sich sitzen lassen. Er nimmt sich einen Anwalt und bringt die Sache vor Gericht.
Wie die Sache ausgegangen ist? Tja, darüber sind die Experten im Rückblick nicht mehr einig. Es gibt sowohl Stimmen, die sagen, Holger Biege habe gewonnen. Andere behaupten das Gegenteil. Der vermutlich nervenaufreibende Prozess hat ihm auf lange Sicht jedenfalls nicht geholfen. Er kann im Westen nicht Fuß fassen, landet keinen weiteren Hit mehr und stirbt 2018 verarmt.
Joesi Prokopetz und Manfred Tauchen bezeichnen ihr Werk übrigens bis heute als „Ausrutscher“. Ein „großartiger Ausrutscher“, wie ich finde, denn „Codo“ ist eine absolute Ikone der Neuen Deutschen Welle, die auf keiner NDW-Party fehlen darf.
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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Die Neue Deutsche Welle, da denkt ihr bestimmt an „Ich will Spaß“, an Hubert Kah oder Nenas „99 Luftballons“. Doch die Musikbewegung war viel mehr als nur ein bisschen Spaß. „The Story of NDW“ zeigt, was die Welle für die deutsche Musik geleistet hat, wie sie Regeln verändert und Grenzen verschoben hat. Kommt mit auf eine wilde Reise von den ersten Gehversuchen in den späten 70ern, dem großen NDW-Hype Anfang der 80er bis zum Overkill und Ende. Der Podcast von Peter Illmann nimmt die Hörer und Hörerinnen mit in diese wilde Zeit, bringt das Lebensgefühl von damals zurück und erzählt die spannendsten Geschichten jener Zeit. Mit dabei: Die Ikonen der ersten Stunde, Fehlfarben, DAF und Spliff. Die Stars wie Extrabreit, Markus und Hubert Kah. Und Künstler von heute – von Jan Delay bis Mickie Krause. Die Neue Deutsche Welle, wie ihr sie noch nie gehört habt - viel Spaß!
Die Neue Deutsche Welle, da denkt ihr bestimmt an „Ich will Spaß“, an Hubert Kah oder Nenas „99 Luftballons“. Doch die Musikbewegung war viel mehr als nur ein bisschen Spaß. „The Story of NDW“ zeigt, was die Welle für die deutsche Musik geleistet hat, wie sie Regeln verändert und Grenzen verschoben hat. Kommt mit auf eine wilde Reise von den ersten Gehversuchen in den späten 70ern, dem großen NDW-Hype Anfang der 80er bis zum Overkill und Ende. Der Podcast von Peter Illmann nimmt die Hörer und Hörerinnen mit in diese wilde Zeit, bringt das Lebensgefühl von damals zurück und erzählt die spannendsten Geschichten jener Zeit. Mit dabei: Die Ikonen der ersten Stunde, Fehlfarben, DAF und Spliff. Die Stars wie Extrabreit, Markus und Hubert Kah. Und Künstler von heute – von Jan Delay bis Mickie Krause. Die Neue Deutsche Welle, wie ihr sie noch nie gehört habt - viel Spaß!