Spätestens seit Mitte der 70er Jahre gelten Pink Floyd als absolute Kultband, an der sich bis heute Musiker in aller Welt orientieren. Doch die 1965 in London gegründete Formation war bis 1980 trotz reihenweise Nummer-Eins-LP keine Singleband. Bis zum Frühjahr 1980 hatten die Psychedelic, Art- oder Progessiv-Rocker nicht einen Song in den weltweiten Top-Ten. Ausgerechnet das Meister-Werk „The Wall“, das für das Quartett vor allem wegen der Differenzen zwischen den kreativen Köpfen Roger Waters und David Gilmour das schwierigste in der Produktion werden sollte, brachten Pink Floyd einen Superhit, der wochenlang die Nummer Eins der wichtigsten Musikmärkte auf der Welt besetzen sollte.
Wieder als Konzeptalbum konzipiert, wird „The Wall“ zum meistverkauften Doppelalbum aller Zeiten werden. Zu verdanken ist das sicher auch den Umständen, dass es die Musiker geschafft haben, aus Konflikten Kreativität werden zu lassen. Vor allem ein Titel aus dem Album hat etwas Ikonisches, so dass die Verantwortlichen um den damals jungen kanadischen Produzenten Bob Ezrin schnell erkannten, „Another Brick In The Wall (Part 2)“ muss als Single ausgekoppelt werden. Zurecht, denn am 7. Januar 1980 kommt die Scheibe auch in die deutschen Singlecharts und verbleibt dort 34 Wochen, bevor sie die Verkaufshitparade Ende August des Jahres verlassen muss.
Zwischendurch ist der melodische Song wochenlang Platz 1, liefert sich einen harten Wettstreit mit „Sun Of Jamaica“ von der Goombay Dance Band. Was es bis dahin für Pink Floyd mit einer Single noch nicht gegeben hat, „Another Brick In The Wall (Part 2)“ wird in der Jahreshitparade vor 45 Jahren hinter dem schnulzigen jamaikanischen Sonnensong die Nummer Zwei. Während die Goombay Dance Band heute aber fast in Vergessenheit geraten ist, entwickelte sich der Hit von Pink Floyd zu einem noch heute vielgespielten Song, der nicht nur eine neue Musikepoche mit den 80ern einleitete, sondern mit der Verwendung eines Kinderchors, einem kritischen Text und dem Öffentlich-Machen veralteter Erziehungsmethoden einen „Brick“, also ein Stein des Anstoßes, zum Lösen von gesellschaftlichen Zwängen wurde.
In Südafrika entwickelte sich der Song sogar zu einer Protesthymne, nachdem die Regierung ihn im Mai 1980 verboten hatten, weil farbige Schüler ihn als Widerstand gegen die Apartheid-Ideologie im Lehrplan immer wieder gesungen hatten.