Prince - Sign o' the Times
Prince. Sign o' the Times. Zwischen Aufbruch und Apokalypse.
Für Christa McAuliffe sollte dieser 28. Januar 1986 eigentlich der schönste und spannendste Tag in ihrem Leben werden. Immerhin hatte die NASA ausgerechnet sie aus 11.000 Bewerbern für das Teacher-in-Space-, das Lehrer-im-Weltraum-Programm, ausgewählt. Und heute sollte sie zusammen mit sechs anderen Astronauten abheben, um im All zwei halbstündige Unterrichtsstunden zu geben und damit vor allem die amerikanischen Kinder wieder vom Weltraum zu begeistern.
Und tatsächlich hat die sympathische Christa McAuliffe, selbst Mutter von zwei Kindern, schon im Vorfeld für viel Aufsehen gesorgt. Nach jahrelangem Desinteresse gab es jetzt einen regelrechten Hype für das Weltraum-Programm der NASA. Kein Wunder also, das die Fernseher in vielen Bars und Shops in den Staaten den Start der Mission STS-51-L live übertragen. Es ist kalt an diesem Dienstag, aber wolkenfrei, als die Challenger am Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida bereitsteht.
Three, two, one ... lift off. "Wir gehen auf volle Kraft", meldet der Kommandant wenige Augenblicke später an die Bodenkontrolle. Ein Bilderbuchstart. Doch dann, innerhalb weniger Sekunden, wird das aufregende Abenteuer zur Katastrophe: Die Dichtungsringe in den Feststoffraketen funktionieren wegen der kalten Temperaturen nicht so, wie sie sollen. Wo gerade noch das Space Shuttle auf dem Weg in den strahlendblauen fliegt, sind plötzlich große weiße Rauchwolken zu sehen.
Alles geht ganz schnell. 73 Sekunden nach dem Start zerbricht die Raumfähre und stürzt zurück zu Erde. Alle Besatzungsmitglieder kommen ums Leben. Am Boden und an den Bildschirmen zu Hause können die Menschen zunächst nicht begreifen, was da gerade passiert ist.
Einer, gut 2000 Kilometer entfernt in Minneapolis, ist ebenfalls geschockt: Prince. Was er an diesem Tag sieht und fühlt, verarbeitet er einige Zeit später in einem Song: “It's silly, no? When a rocket ship explodes And everybody still wants to fly ...” - Ist es nicht absurd, dass ein Raumschiff explodiert und jeder trotzdem fliegen will?
Der Song, aus dem diese Zeilen stammen, heißt "Sign o' the times" - ein für Prince wirklich ungewöhnliches Werk. Im Netz kann man immer wieder lesen, Prince habe damals einfach die Zeitung aufgeschlagen und aus den Schlagzeilen, den Text für das Lied gemacht. Doch… ganz so einfach war es nicht.
Die Entstehung des Songs und des gleichnamigen Albums fällt für Prince in eine Phase des Umbruchs. Zum einen musikalisch: Denn nach vielen Jahren mit seiner Band The Revolution kommt es zum Streit. Nach gemeinsamen, erfolgreichen Songs wie „1999“, „Let´s go crazy“, „When Doves Cry“, “Purple Rain“ oder “Kiss“ erscheint 1986 mit “Girls and Boys“ die letzte Single auf der Prince and the Revolution steht…
Prince hatte einfach keine Lust mehr auf seine langjährigen Begleitband. Und er fand keinen guten Weg, ihnen das Ende mitzuteilen... Auch privat verändert sich mit der Trennung von seiner Verlobten, der Sängerin Susannah Melvoin, vieles. Sie sagt in einem Interview über diese Zeit, dass Prince die Dinge am liebsten unter Kontrolle hatte. Doch beim Blick auf die Welt um ihn herum, habe er das Gefühl gehabt, alles würde auseinanderfallen.
Denn da ist nicht nur die Explosion der Challenger. Da war ein großes Erdbeben in Los Angeles. Da ist die in den USA rasant zunehmende Bandengewalt. Das Aids-Virus, gegen dass es damals immer noch kein Mittel gibt – auch das verarbeitet er in "Sign o' the Times“.
Die vielleicht einzige Konstante in dieser Zeit: Seine langjährige Ton-Ingenieurin Susan Rogers. Sie arbeitete über Jahre fast täglich mit Prince zusammen. Sie erinnert sich, dass sie damals wie so oft für ihn das Studio vorbereitete. Als er dann mit der Arbeit begann, sprach er nicht viel und arbeitete hochkonzentriert und in sich gekehrt. Als der Track weit vorgeschritten war, bat Prince, dass sie das Lied für ihn auf eine Kassette überspielen solle. Die nahm er mit in sein Auto, wo er die instrumentale Version immer wieder anhörte und den Text dazu schrieb. Als er damit fertig ist, kommt er zurück und nimmt seinen Gesangspart auf: “Wir haben die Mikros aufgestellt und dann den Raum verlassen”, erinnert sich Susan Rogers, denn Prince nahm seinen Gesang immer allein auf.
Das Ergebnis… ein Song wie aus einer anderen Dimension. Denn “Sign o' the Times” passte so gar nicht in den Sound der späten 80er. Er klingt nicht nach New Wave, nicht nach Hip Hop oder Dance – es hat einen für die Zeit ganz eigenen Sound. Einerseits neu und digital, andererseits darf die typische, funky E-Gitarre nicht fehlen. Und auch das Video war für damalige Verhältnisse anders als alles, was es sonst auf den Musikkanälen zu sehen gab. Denn Prince ist darin kein einziges Mal zu sehen. Stattdessen zeigt es den Text parallel zum Gesang. Heute gibt es diese Lyric-Videos zu beinahe jedem bekannten Song. Damals ist es eine absolute Neuheit.
“Sign o' the Times” ist so anders, so kantig, so gewagt, es hatte das Zeug zum Flop. Doch genau das Gegenteil geschah. Das Lied über die Katastrophen der späten 80er, über Ängste und ein apokalyptisches Gefühl traf das Zeitgefühl vieler. Es wird mitnichten sein größter Hit, aber es wird ein wichtiges Lied für Prince, dass rund um die Welt in die Charts einstieg. In den USA erreichte der Song sogar Platz 3 der Billboard Charts. Das gleichnamige Doppel-Album wurde von den Kritikern vom Guardian bis zum Rolling Stone als Meisterwerk gelobt. Viele finden bis heute, es sei der Höhepunkt seines musikalischen Schaffens. “Sign of the times” - ein düsterer Song, der am Ende zum Glück doch noch Hoffnung versprüht. Denn da empfiehlt Prince: Verliebt Euch, heiratet und setzt Kinder in die Welt...
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Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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