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The Associates: Alan Rankine & Billy Mackenzie (1982)
IMAGO / Avalon.red
The Associates: Alan Rankine & Billy Mackenzie (1982)
24.06.2025

80er Pop ohne Erben – The Associates

Mit dem Tod von Alan Rankine ist die Band The Associates endgültig Geschichte. Keine Reissues, kein Vermächtnis-Management, keine Stimme mehr. Eine Spurensuche.

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Was wurde aus der Band The Associates – und warum sind sie heute fast vergessen?

Im Januar 2023 starb Alan Rankine. Gitarrist, Produzent, Multiinstrumentalist – und Mitbegründer einer der schillerndsten und zugleich seltsam vergessenen Bands der 80er: The Associates. Sein Tod geschah leise. Keine Schlagzeilen, keine offizielle Nachlassregelung, keine Pläne für Wiederveröffentlichungen. Für Fans, die diese Band einst wie ein Geheimnis hüteten, war es das abrupte Ende eines langen Schweigens. Denn seit dem tragischen Suizid von Sänger Billy MacKenzie im Jahr 1997 war das Kapitel eigentlich schon zugeklappt. Alan Rankines Tod hat es endgültig versiegelt.

The Associates - Party Fears Two [DJK VIDEO]
The Associates - Party Fears Two [DJK VIDEO]

Wie fühlt es sich an, wenn eine Band nicht nur aufhört zu existieren, sondern verschwindet?

The Associates waren nie Mainstream – und doch ein Produkt ihrer Zeit. Im Jahr 1982 schien alles möglich: Die Synthesizer klangen nach Zukunft, die Charts waren offen für Schrilles, Experimentelles, Großes. "Party Fears Two" – ein Song über Angst, Selbstentfremdung und zerbrochene Tassen – stieg in die Top 10 ein. Und mit dem Album "Sulk" schufen Billy MacKenzie und Alan Rankine ein Werk zwischen Oper, Wahnsinn und New Pop.

Sie waren, wie so viele große Bands, ein Duo der Gegensätze. Alan Rankine: analytisch, musikalisch brilliant, strukturiert. Billy MacKenzie: impulsiv, visionär, stimmlich unheimlich. Eine sirenenhafte Stimme, die von Sopran bis Growl alles konnte – und wollte. Kein Timbre war sicher vor ihm. Kein Song sicher vor Drama.

Doch The Associates waren nicht für die Dauer gebaut. Schon vor der Tour zum Durchbruchsalbum trennte sich das Duo. Zu unterschiedlich die Temperamente, zu groß Billy MacKenzies Ablehnung gegenüber Ruhm, Routine, Repetition. Was folgte, waren fragmentarische Jahre. Veröffentlichungen, Gastbeiträge, Soloprojekte – manches genial, manches kaum zu finden.

Heute schon für den 80s80s Countdown abgestimmt?

The Associates - Heart of Glass
The Associates - Heart of Glass

"Heart Of Glass" - ein frühes Rave-Signal

Als The Associates 1988 Blondies Disco-Klassiker "Heart Of Glass" neu interpretierten, war das mehr als ein schriller Ausreißer. Die Versionen, die damals auf Vinyl und CD erschienen, wirken im Rückblick wie ein popkultureller Blick in die Zukunft. Der Auchterhouse Mix, benannt nach Billy MacKenzies Heimatregion, brachte Acid-House-Elemente ins Spiel, bevor die Charts von 808s und Bleeps geflutet wurden. Die Beats klangen klinisch, fast maschinell.

Die zweite 12-Inch, der Temperament Mix, ging noch weiter: produziert von François Kevorkian und Goh Hotoda, zwei Schwergewichte der Remix-Kunst, wurde der Song zu einem epischen Rave-Glamour-Track – hochpoliert, technoid, glitzernd. The Associates waren mitten im Übergang von New Pop zu Clubkultur, lange bevor die Szene sich ihrer Genregrenzen bewusst war.

Roberto Soave & Billy MacKenzie von The Associates (1985)
  IMAGO / Future Image
Roberto Soave & Billy MacKenzie von The Associates (1985)

Keine Wiedervereinigung. Kein Reissue-Zyklus. Kein Denkmal.

Andere Bands erleben ihr Revival: durch Netflix-Soundtracks, Biopics, schicke Vinyl-Boxsets. Selbst die obskursten Acts der 80er finden sich heute in Playlist-Algorithmen oder auf Festivals für nostalgisches Publikum wieder. Nicht so The Associates. Ihr letzter offiziell veröffentlichter Track zu Lebzeiten? "Heart of Glass". Ironisch, fast tragisch. Was passiert, wenn eine Band stirbt – wirklich stirbt? Wenn niemand mehr übrig ist, der Interviews geben, Archive sichten, Rechte verwalten oder einfach nur sagen könnte: Wir waren mal großartig? Das Verschwinden beginnt nicht abrupt. Es schleicht sich ein. Zuerst fehlen die Artikel. Dann die Pressungen. Irgendwann gibt es keinen Wikipedia-Edit mehr, kein YouTube-Interview.

Die Kultur vergisst, wenn niemand spricht

Die Geschichte der Popmusik ist selektiv. Nicht immer ungerecht, aber vergesslich. The Associates hatten kein Label, das nach ihrem Tod ihr Erbe pflegte. Kein Management, das die Rechte sicherte. Keine Hinterbliebenen mit pophistorischem Auftrag. Dabei wären die Zutaten für Legendenbildung da: das tragische Genie, die Exzentrik, das Werk voller Schönheit und Wahnsinn.

"We belonged nowhere. We always felt like imposters.", sagte Alan Rankine einst. Vielleicht liegt genau darin der Grund für ihr langsames Verschwinden. Sie wollten nie dazugehören – und werden nun von einer Kultur übersehen, die Zugehörigkeit oft mit Relevanz verwechselt.

Und doch: ein Echo

Es gibt sie noch, die Echos. In der Stimme von Björk, die Billy MacKenzie als Vorbild nennt. In Bands wie Ladytron, die schrieben: "No Associates = No Ladytron". Vielleicht ist das der stille Trost: Dass nicht alles verschwindet, nur weil niemand mehr da ist. Sondern dass sich Kunst, einmal geboren, ihren Weg auch durch das Flüstern bahnen kann. The Associates sind tot. Ihre Musik nicht. Man muss nur hinhören.

The Associates - Club Country (Top Of The Pops, 1982)

Associates - Club Country (TOTP 1982)
Associates - Club Country (TOTP 1982)

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